ALLEIN aus Gnaden – schenkt uns Gott Heil und Rettung durch Jesus Christus. ALLEIN durch den Glauben – erhalten wir Anteil an der durch Jesus Christus für uns erworbenen Erlösung und nicht durch menschliche Leistungen. ALLEIN durch die Heilige Schrift – ist maßgebend für das Lehren in der Kirche und sonst nichts.
In Deutschland gibt es neben der römisch-katholischen Kirche eine Vielzahl evangelischer Kirchen. Sie sind in der Reformationszeit (16. Jahrhundert) oder danach entstanden. Die von Martin Luther in Gang gebrachte Reformation 1 hatte die Irrlehren und Missbräuche der mittelalterlichen Kirche aufgedeckt und zum reinen Evangelium der Bibel zurückgeführt.
Drei Maßstäbe sind seither für die evangelisch- lutherische Kirche und ihre Lehre kennzeichnend:
– ALLEIN aus Gnaden – schenkt uns Gott Heil und Rettung durch Jesus Christus; – ALLEIN durch den Glauben – erhalten wir Anteil an der durch Jesus Christus für uns erworbenen Erlösung und nicht durch menschliche Leistungen; – ALLEIN die Heilige Schrift – ist maßgebend für das Lehren in der Kirche und sonst niemand.
1. Die Zeit seit der Reformation Leider blieben auch die aus der Reformation hervorgegangenen lutherischen Kirchen nicht lange bei diesen biblischen Grundsätzen. In der Aufklärungszeit (18. Jahrhundert) empfand man das, was die Bibel lehrt, als altmodisch und nicht mehr zeitgemäß. Jeder Mensch sollte selbst entscheiden, was er für richtig halten und glauben wollte. Der christliche Glaube wurde fast nur noch als eine ethische 2 Richtlinie aufgefasst oder als ein frommes Gefühl verstanden. In Jesus sahen viele nur noch einen vorbildlichen Menschen.
Im 19. Jahrhundert war das Verständnis für die Lehrunterschiede zwischen den verschiedenen Kirchen dann soweit abgesunken, dass in einigen deutschen Ländern ein Zusammenschluss der evangelisch-reformierten und der evangelisch-lutherischen Kirchen beschlossen wurde (sogenannte Union). Meist waren es die Landesfürsten, die auch an der Spitze ihrer Landeskirche standen, die den Zusammenschluss anordneten. Aber die große Menge der evangelischen Christen stimmte dem gern zu. Man nannte sich nun nur noch “evangelisch” oder “evangelisch-uniert”. Die unbiblischen Lehren der reformierten Kirche 3 wurden nicht mehr als Irrlehren erkannt oder als gefährlich empfunden.
Gegen diese Entwicklung protestierten in einigen deutschen Ländern bekenntnistreue Lutheraner. Sie kämpften für die lutherische Kirche und die Reinerhaltung des biblischen Evangeliums. In den Jahren nach 1830 bildeten sie in verschiedenen Gegenden (z. B. Preußen, Baden, Nassau) selbständige lutherische Gemeinden (sog. Altlutheraner). Diese schieden aus den großen evangelischen Landeskirchen aus und organisierten sich als freie lutherische Gemeinden (Freikirchen 4)
Aber auch in den Landeskirchen, die ihrem Namen nach evangelisch-lutherisch blieben, wurde die Treue zur Heiligen Schrift und zum lutherischen Bekenntnis immer mehr aufgegeben. Sie entwickelten sich im 19. Jahrhundert zu Volkskirchen, die weithin unbiblische Lehre und Praxis duldeten. Bibeltreue Lutheraner konnten diese Entwicklung nicht länger mitverantworten. Sie lösten sich schweren Herzens von den Landeskirchen. In Sachsen z. B. bildeten sie 1871 freie lutherische Gemeinden. 1876 schlossen sich diese zur Evangelisch-Lutherischen Freikirche (ELFK) zusammen, die sich bald über alle deutschen Länder ausbreitete.
2. Lutherische Freikirchen heute Ein Teil ihrer Gemeinden ging 1972 in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) auf, die durch den Zusammenschluss verschiedener lutherischer Freikirchen zustande kam. Diese Kirche umfasst heute etwa 35.000 Glieder und 150 aktive Pfarrer.
Des weiteren existiert noch dieEvangelisch-Lutherische Freikirche(ELFK), welche bemüht ist, einen bibel- und bekenntnistreuen Weg fortzusetzen. Sie steht nicht in Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft mit den Landeskirchen und der SELK und ist Mitglied in der Konfessionellen Evangelisch- Lutherischen Konferenz (KELK), einem Zusammenschluss von bekenntnistreuen lutherischen Kirchen, welchen es seit 1993 gibt. Zur Evangelisch-Lutherischen Freikirche gehören in Deutschland gegenwärtig etwa 1.500 Glieder, die in 15 Pfarrbezirken betreut werden.
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1 Reformation = Erneuerung, Wiederherstellung (der Kirche) 2 Ethik = sittliches Verhalten, Lebensführung 3 Die evangelisch-reformierte Kirche entstand zuerst im 16. Jahrhundert in der Schweiz. Ihre Gründer waren Ulrich Zwingli und Jean Calvin. Beide wichen in wichtigen Lehren von der biblischen Lehre ab, wie sie Luther und seine Freunde in Wittenberg bekannten (z.B. Verständnis des Abendmahls). 4 Freikirchen = vom Staat unabhängige Kirchen (im Unterschied zu Landes- oder Staatskirchen).