Die zweite Tafel des Gesetzes (1. Teil) – Lektion 10

R. Piesbergen © GemeindebriefDruckerei.de

Gottes Forderungen an die Menschen.
4. Gebot – Unsere Vorgesetzten tragen Verantwortung – 5. Gebot – Dem Mitmenschen nicht schaden, sondern helfen – 6. Gebot – Die Ehen achten und in Ehren halten –

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 10 – Die zweite Tafel des Gesetzes (Teil 1)

Erster Teil: Viertes bis sechstes Gebot

Während die Gebote der ersten Tafel das Verhältnis des Menschen zu Gott behandeln, beziehen sich die Gebote der zweiten Tafel auf das Verhältnis des Menschen zu seinem Mitmenschen.

Das vierte Gebot.

,,Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dir’s wohlgehe und du lange lebst auf Erden.”

Hier wird von allen Kindern verlangt, dass sie ihren Eltern gehorchen. Es erregt Gottes Missfallen, wenn jemand diesen Gehorsam verweigert. In den Sprüchen Salomos (Kapitel 30 Vers 17) heißt es deshalb: „Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen.”

Dasselbe gilt auch noch im Neuen Bund. Paulus mahnt: ,,Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern in allen Dingen; denn das ist wohlgefällig in dem Herrn” (Kol. 3, 20; vgl. Eph. 6, 1-3). Es gibt nur eine einzige Ausnahme, die den Gehorsam gegenüber den Eltern einschränkt: Wenn Eltern von den Kindern etwas verlangen, was gegen ein klares Wort Gottes verstößt, dann sollen die Kinder Gott gehorchen. Dann gilt: ,,Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen” (Apg. 5, 29).

Dieses Gebot redet aber nicht nur von den Eltern. Eingeschlossen sind auch alle die Personen, die Gott über uns setzt. So sollen Schüler ihren Lehrern gehorchen. Diese tragen vor Gott Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder. Die Lehrer sollen ihre Schüler zu guten Bürgern in einer geordneten Gesellschaft erziehen. Dazu gehört auch Respekt vor Regierenden. Wir sollen diejenigen achten, deren Pflicht es ist, für Ordnung in unserem Land zu sorgen. Und selbst, wenn die Regierenden sich nicht immer korrekt verhalten, hebt das den Gehorsam nicht auf, den das vierte Gebot fordert. Dazu gehören etwa auch die Bezahlung von Steuern oder die geforderte Erfüllung der Wehrpflicht.

Auch Arbeitgeber gehören zu denen, die Gehorsam verlangen dürfen. Im ersten Petrusbrief heißt es: “Ihr Knechte, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen” (1. Petr. 2, 18). Schließlich sollen wir auch unseren Pastoren gehorchen, wenn sie uns Gottes Wort in unserer Zeit auslegen. Sie sind zwar nicht unsere Vorgesetzten, aber im Hebräerbrief (Kapitel 13 Vers 17) heißt es: „Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen und dafür müssen sie Rechenschaft geben -, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch.” Wo uns Gottes Wort vorgehalten wird, sollen wir gehorchen.

Ganz allgemein kann man sagen: Alle Vorgesetzten wirken im Auftrag Gottes. Sie tragen für uns Verantwortung und sind in diesem Sinne Stellvertreter Gottes. Wir sollen sie deshalb ehren und ihnen gern gehorchen. Auch bei diesem Gebot müssen wir uns fragen lassen, wie oft wir gegen seine Forderungen verstoßen.

Das fünfte Gebot.

“Du sollst nicht töten.”

Dabei muss zu Beginn festgehalten werden, was in diesem Gebot mit „töten” gemeint ist. Es steht hier für vorsätzliches Morden. Wenn jemand tötet, um sein eigenes Leben oder das Leben anderer Menschen zu verteidigen, dann ist das kein Verstoß gegen das fünfte Gebot. Es gibt Christen, die das fünfte Gebot als Argument gegen die Todesstrafe anführen. Wenn ein Verbrecher nach einem gerechten Gerichtsverfahren hingerichtet wird, dann nimmt man ihm wohl das Leben, aber man ermordet ihn nicht. In der Bibel steht kein Verbot der Todesstrafe. Im Gegenteil, schon im ersten Buch Mose heißt es: “Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht” (1. Mose 9, 6). Und Jesus Christus sagt zu seinen Jüngern: „Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen” (Matth. 26, 52).

An dieser Stelle muss auch etwas zu Wehrdienst und Kriegen gesagt werden. Heute bewegt viele die Frage: Kann man als Christ Soldat sein? Der Täufer Johannes gibt dazu einen guten Hinweis (Lk. 3, 14). Als nach seiner Bußpredigt einige Berufssoldaten fragten: “Was sollen wir tun?”, da sagte er nicht: “Ihr müsst euren Beruf aufgeben.” Nein, seine Antwort lautete schlicht: „Tut niemandem Gewalt an oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold.”

In den Bereich des fünften Gebotes gehört auch die Rachsucht. Wenn ein Mensch einem anderen Schaden zufügt, dann versündigt er sich letzten Endes auch an Gott. Und Gott hat sich selbst das Recht der Rache vorbehalten. Gewöhnlich straft Gott nicht unmittelbar, sondern er handelt durch menschliche Vermittler. So heißt es zum Beispiel im Römerbrief von der Regierung: „Sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut” (Röm. 13, 4). Wenn sich jeder Mensch sein Recht selbst verschaffen wollte, würden schnell Mord und Totschlag überhandnehmen. Paulus mahnt deshalb im Römerbrief (Kapitel 12 Vers 19): “Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes.” Christen lieben den Frieden. Sie wissen, dass Gott ihnen ihre Sünden immer wieder vergibt. Deshalb sollen sie auch zum Vergeben bereit sein. Selbst für ihre Feinde oder Verfolger sollen sie beten.

Was das fünfte. Gebot von uns fordert, hat Luther folgendermaßen zusammengefasst: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserem Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch leidtun, sondern ihm helfen und beistehen in allen Lebensnöten.”

Das sechste Gebot.

“Du sollst nicht ehebrechen.”

Gott liegt viel an dem Schutz, mit dem er die von ihm selbst eingerichtete Ehe umgeben hat. Wir werden in Lektion 26 und 27 noch ausführlicher auf praktische Fragen zu Ehe und Ehescheidung eingehen. Hier soll zunächst von dem zentralen Anliegen dieses Gebotes die Rede sein. Gott möchte, dass Ehen nicht zerstört werden. Die Bibel nennt das „Ehebruch” (oder Hurerei). Ehebruch geschieht überall da, wo eine verheiratete Person mit einem anderen Menschen (mit dem sie nicht verheiratet ist) eine sexuelle Beziehung eingeht. Wenn der Verkehr zwischen unverheirateten Personen stattfindet, dann bezeichnet man das auch als „Unzucht” (= Zuchtlosigkeit). Das sechste Gebot richtet sich gegen beides – gegen Ehebruch und gegen Unzucht.

In unserer Zeit, in der auch geschlechtliche Verwirrungen öffentlich zur Schau gestellt werden, muss besonders betont werden, dass auch gleichgeschlechtlicher intimer Verkehr gegen das sechste Gebot verstößt (Homosexualität).

Luther betont in seiner Erklärung zum sechsten Gebot das Positive: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir keusch und zuchtvoll leben in Worten und Werken und in der Ehe einander lieben und ehren.” Die Worte “keusch und zuchtvoll leben” richten sich gegen unanständiges Verhalten, unzüchtige Gedanken, Bilder, Literatur und Sprache.

In der Bibel wird häufig vor Sünden gegen das sechste Gebot gewarnt. Wir wollen nur einige Stellen aus dem Neuen Testament anführen. Im Epheserbrief (Kapitel 5 Vers 3f.) heißt es: ,,Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung.” Und der Apostel Paulus rät im 1. Korintherbrief (Kapitel 6 Vers 18f.): “Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?” Die angeführten Bibelstellen zeigen: Es ist gegen Gottes Ordnung, wenn wie es heute oft geschieht zwei Menschen einfach übereinkommen, miteinander geschlechtlich zu verkehren, ohne eine Ehe einzugehen.

Jesus Christus sagt: „Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen” (Matth. 5, 28). Man kann also gegen das sechste Gebot sündigen, ohne dass es überhaupt zu geschlechtlichem Verkehr außerhalb der Ehe kommt. Schon ein Gedanke kann uns zu Ehebrechern machen. Wir können Gott nur danken, dass der Heiland auch für unsere vielen Sünden gegen das sechste Gebot am Kreuz gebüẞt hat.

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