Praktische Fragen zur Taufe – Lektion 20

Michael Bogedain © Pfarrbriefservice.de

Was wird aus Neugeborenen, die sterben, ohne getauft zu sein? Wozu gibt es Taufpaten? Was sagt die Bibel dazu? Kann ein ungetaufter Mensch selig werden? Gibt es Unterschiede im Verfahren, wenn Erwachsene die Taufe begehren? Macht mich die Taufe in einer lutherischen Kirche zu einem Lutheraner? Muss ich mich nach einem Abfall vom Glauben noch einmal taufen lassen? Wer soll die Taufe vollziehen? Besteht ein Unterschied in der Taufe in der römisch – katholischen Kirche und in der lutherischen Kirche? Welchen täglichen Gebrauch sollen wir von unserer Taufe machen?

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 20 – Praktische Fragen zur Taufe

1. Was wird aus Neugeborenen, die sterben, ohne getauft zu sein?
Die Bibel sagt dazu nichts. Die römisch-katholische Kirche lehrt, dass sie an einen Ort kommen, den man “Limbus” nennt. “Limbus” bedeutet “Rand” und bezeichnet das „Randgebiet der Unterwelt”. In dieser sollen sich nach katholischer Lehre diejenigen Seelen befinden, die weder im Himmel noch in der Hölle, aber auch nicht im Fegefeuer sind. Da soll es einen besonderen Ort für ungetauft gestorbene Kinder geben. Von dem allen weiß die Bibel nichts.

Wir können in so einem Fall nur daran erinnern, dass Gott in allen seinen Wegen gerecht ist. Kein Mensch kann von ihm Rechenschaft verlangen. Christen halten sich auch in dieser Frage an das Psalmwort: ,,Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken” (Ps. 145, 17).

Wir sollten die Taufe eines neugeborenen Kindes nicht unnötig aufschieben. Wenn ein ungetauftes Kind plötzlich in Todesgefahr gerät, dürfen und sollen wir es selber taufen. Dazu ist kein Pastor nötig. Dies darf in der Not jeder Christ tun.

Wenn es an den Eltern gelegen hat, dass ein Kind ungetauft stirbt, dann dürfen wir wissen: Auch für diese Schuld schenkt uns Jesus Vergebung, wenn wir sie eingestehen und um Vergebung bitten.

2. Wozu gibt es Taufpaten? Was sagt die Bibel dazu?
Die ersten Christengemeinden litten darunter, dass sich ihnen Leute anschlossen, nicht weil sie gläubig geworden waren, sondern weil sie Unruhe stiften wollten. Deshalb musste ein bewährter Christ für die Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit eines Taufbewerbers bürgen. Aus dem Bürgen wurde später der Pate, der auch bei der Taufe anwesend war. Bei Kleinkindern antwortete er anstelle des Kindes auf die Fragen des Pastors.

Aufgabe des Paten war es aber auch, sich des Kindes anzunehmen, falls die Eltern früh sterben sollten. Außerdem hatte er für sein Patenkind zu beten und sich um seine christliche Erziehung zu kümmern.

Die Bibel schreibt darüber nichts vor, und ein früher Tod der Eltern ist heute selten. Trotzdem hat die Kirche das Patenamt beibehalten. Die Paten sind Zeugen bei der Taufe. Auch heute ist es nötig, für das Kind zu beten und Eltern und Kind zum christlichen Leben zu ermuntern.

3. Kann ein ungetaufter Mensch selig werden?
\nAntwort auf diese Frage gibt Jesus im Markusevangelium (Kapitel 16 Vers 16): ,,Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.” Besonders auf die zweite Hälfte des Verses ist dabei zu achten. Nicht das Fehlen der Taufe, sondern das Fehlen des Glaubens führt zur Verdammnis. Es kann vorkommen, dass ein zum Glauben Gekommener stirbt, bevor er getauft werden kann (vgl. den zur Umkehr bereiten Verbrecher am Kreuz).

Wer allerdings die Taufe verachtet, stellt damit seinen Unglauben unter Beweis. Wenn es da nicht noch zu einer Sinnesänderung kommt, ist dieser Mensch verloren.

4. Gibt es Unterschiede im Verfahren, wenn Erwachsene die Taufe begehren?
Bei der Taufe selbst besteht kein Unterschied zwischen einem Erwachsenen und einem Kind. Aber wir folgen den Beispielen in der Bibel und unterrichten die Erwachsenen zuerst im Wort Gottes, ehe sie getauft werden. Erst wenn sie die Botschaft des Evangeliums kennen gelernt haben, sich zu Jesus Christus als ihrem Heiland bekennen und die Taufe begehren, taufen wir sie. Die Taufe ist dann für sie das Siegel und Unterpfand ihres Heiles. Durch sie haben sie die ganz persönliche Zusicherung, dass ihre Sünden vergeben sind. Sie sind nun Kinder Gottes und Erben des Himmels. Unter keinen Umständen wollen wir die Taufe erzwingen.

5. Macht mich die Taufe in einer lutherischen Kirche zu einem Lutheraner?
Zu einem Lutheraner werde ich dann nur insofern, dass mein Name im Gemeindeverzeichnis einer lutherischen Gemeinde steht. Aber die Taufe selbst macht den Täufling weder lutherisch, baptistisch noch katholisch. Sie macht mich zu einem Christen. Wir werden ja nicht auf den Namen einer Kirche getauft, sondern im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. In der Taufe werden wir Kinder Gottes, nicht Kinder einer bestimmten Kirche.

6. Muss ich mich nach einem Abfall vom Glauben noch einmal taufen lassen?
Nein, die Taufe ist ein einmaliger Vorgang. Wir sollten aber beachten, dass die Segnungen der Taufe (z. B. dass ich ein Kind Gottes bin) nur solange wirksam sind, wie ich glaube. Wenn ein Mensch durch Vernachlässigung des Wortes Gottes den Glauben verliert, dann büßt er auch den Nutzen der Taufe ein. Aber dadurch verliert die Taufe als eine Handlung Gottes nicht ihren Wert. Kehrt der Betreffende bußfertig um, dann ist keine nochmalige Taufe (Wiedertaufe) nötig. Er braucht nur wieder seine Zuflucht zu den Verheißungen Gottes zu nehmen, die ihm in der Taufe zugesagt worden waren.

7. Wer soll die Taufe vollziehen?
Die Kraft der Taufe liegt weder im Wasser noch in der Person des Taufenden noch an dem Ort, wo sie stattfindet. Sie hängt allein an der Verheißung, die Gott mit der Taufe verbunden hat. Er hat zugesagt, dass er den Glauben durch dieses Sakrament wirkt und stärkt.

Gewöhnlich vollzieht ein Pfarrer die Taufe, weil er von der christlichen Gemeinde dazu den Auftrag bekommen hat. Im 1. Korintherbrief (Kapitel 4 Vers 1) heißt es von den Pfarrern: ,,Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse.” Mit diesen “Geheimnissen” sind das Wort Gottes und die Sakramente gemeint, die Gnadenmittel. Im Notfall kann jedoch jeder Christ eine gültige Taufe vollziehen. Er muss dabei Wasser verwenden und auf den Namen des dreieinigen Gottes taufen.

8. Besteht ein Unterschied zwischen der Taufe in der römisch-katholischen und in der lutherischen Kirche?
Im Grunde besteht da kein Unterschied, auch wenn es in den Äußerlichkeiten manche Verschiedenheit gibt. Beide Kirchen taufen mit Wasser im Namen des dreieinigen Gottes. Ein Unterschied besteht jedoch in der Auffassung von der Taufe. Die römisch-katholische Kirche lehrt, dass die Taufe nur Vergebung für die Erbsünde und für vor der Taufe begangene Sünden hat. Sie weist den Täufling auf das sogenannte Buẞsakrament hin, das für später begangene Sünden Vergebung bewirken soll. Die Bibel lehrt jedoch, dass die Taufe im Herzen des Kindes den Glauben wirkt. Es hat also auch den vollen Nutzen dieses Glaubens an Christus: die Sündenvergebung und das ewige Leben.

9. Welchen täglichen Gebrauch sollen wir von unserer Taufe machen?
Wir Menschen sind oft untreu. Gott bleibt treu. Er steht zu seinen Verheißungen. Diese Erkenntnis will unseren Glauben stärken. Durch Christus sind uns alle unsere Sünden vergeben. Wie der verlorene Sohn dürfen auch wir beim liebenden Vater wieder Aufnahme finden. So gibt uns die Taufe Halt, wenn wir angefochten werden.

Martin Luther schrieb einmal: „Sage nicht, ich bin einst getauft worden, sondern ich bin ein getaufter Christ.” Er wollte damit herausstreichen, dass wir durch die Taufe in die Familie Gottes aufgenommen worden sind. Dadurch ist eine dauerhafte Beziehung zwischen Gott und uns geschaffen worden.

Als Kinder Gottes, die den Christennamen tragen, werden wir uns bemühen, Gottes Namen zu ehren. Wir werden Sünden meiden und stets bestrebt sein, ein gottgefälliges Leben zu führen.

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