Die biblische Geschichte des Alten Testaments (Teil 2) – Lektion 12

R. Piesbergen © GemeindebriefDruckerei.de

Gottes Forderungen an die Menschen.
Rückblick – Zeit in der Wüste – Zeit der Richter – Zeit der Könige – Nordreich = Israel – Südreich = Juda – Babylonische Gefangenschaft

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 12 – Die biblische Geschichte des Alten Testaments

Teil 2: Von Mose bis Christus

In Lektion 7 haben wir einen Überblick über die Geschichte der Menschheit von der Schöpfung bis zur Gesetzgebung am Berg Sinai gegeben. Hier wollen wir daran anknüpfen und bis zur Geburt des verheißenen Erlösers weiter berichten.

Beginnen wir mit einem kurzen Rückblick. Die Geschichte der Menschheit fängt mit Adam und Eva an, den Stammeltern der Menschheit, wenige tausend Jahre vor Christi Geburt. Im Lauf der Zeit nahm die Bosheit unter ihren Nachkommen so zu, dass Gott sie alle vernichtete: Nur Noah und seine Familie überlebten die Sintflut. Danach bestimmte Gott Abraham zum Stammvater seines auserwählten Volkes Israel. Er befahl ihm, in ein anderes Land zu ziehen. Nach langer Wartezeit gebar Sara Abraham einen Sohn. Sie nannten ihn Isaak. Isaaks Frau bekam Zwillingssöhne, Esau und Jakob. Jakob hatte später zwölf Söhne. Nach ihnen wurden die zwölf Stämme Israel benannt. Der bekannteste Sohn ist Josef.

Im Alter von 17 Jahren wurde Josef von seinen Brüdern aus Neid als Sklave verkauft. Er kam nach Ägypten und konnte durch Gottes Hilfe das Land in einer schweren Hungersnot bewahren. Josef lud seine Brüder ein, sich mit ihren Familien in Ägypten niederzulassen. So blieb die Familie Jakobs am Leben. Viele Jahre lebten die Israeliten in Ägypten und wuchsen zu einem großen Volk heran. Die Ägypter begannen, sich vor ihnen zu fürchten. Sie zwangen die Israeliten zu Sklavendiensten. Da schickte ihnen Gott Mose als Retter. Dieser führte sie schließlich aus Ägypten und brachte sie zu dem Land, das Gott Abraham als Erbe versprochen hatte. Auf dem Weg ins versprochene Land erhielt Mose am Berg Sinai von Gott selbst die zehn Gebote. Dies geschah um 1450 vor Christus. Soweit unsere Zu- sammenfassung des bisher Berichteten (2.Mose 1-20).

Unter Gottes Leitung zogen die Israeliten vom Sinai weiter. Als sie aber von mächtigen Völkern hörten, die in dem versprochenen Land wohnten, wollten sie sich einen anderen Führer als Mose wählen und nach Ägypten zurückkehren. Gott bestrafte sie wegen dieses Aufstandes. Sie mussten noch 40 Jahre lang in der Wüste bleiben, bis alle Angehörigen der rebellischen Generation gestorben waren.

Das waren keine leichten Jahre für die Israeliten. Die Alten murrten weiter, trotz Gottes wunderbarer Führung. Der Herr verhängte neue Strafen über sie. Einmal wurden sie von giftigen Schlangen angegriffen. Wer von ihnen gebissen wurde, starb. Aber selbst inmitten seiner Strafen zeigte sich Gott gnädig. Er ließ durch Mose eine bronzene Schlange an einem Pfahl aufrichten. Wer sie glaubend anschaute, der erlag den Schlangenbissen nicht. Dies war ein deutlicher Hinweis auf den Gekreuzigten (Jesus) und den rettenden Glauben an ihn. Jesus selbst hat diese Geschichte auf sich bezogen: “Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben” (Joh 3,14f.).

Gott hatte seinem Volk am Sinai geboten, täglich Opfer (Tiere oder Pflanzen) darzubringen. Zu ständiger Erinnerung an den Bund, den Gott mit ihnen geschlossen hatte, sollten sie einen vergoldeten Kasten (Bundeslade) anfertigen. Das alles diente als Hinweis auf den kommenden Erlöser. Während der 40 Wanderjahre erweiterte Gott zweimal seine Verheißungen. Beim ersten Mal geschah das durch einen Propheten namens Bileam. Ein heidnischer König hatte ihn holen lassen, um einen Fluch über Israel auszusprechen. Aber Bileam erwiderte dem König, dass er nichts gegen Gottes Willen sagen dürfe. Dann prophezeite er: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen…” (4. Mose 24, 17). Mit den Symbolen Stern und Zepter war angedeutet, dass der versprochene Heiland ein König sein sollte. Das andere Mal war es Mose selbst, der den Erlöser ankündigte. Am Ende seines Lebens dufte er den Israeliten vorhersagen: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen” (5.Mose 18, 15).

Sogar Mose war einmal Gott gegenüber ungehorsam gewesen und hatte einen Befehl Gottes nicht so ausgeführt, wie er sollte. Deshalb durfte er am Ende selbst das versprochene Land nicht betreten. Gott ließ ihn aus der Ferne einen Blick darauf werfen. Mose starb auf dem Berg Nebo, wo Gott ihn selbst bestattete. Nun wurde Josua zum Anführer des Volkes. Unter seiner Leitung zogen die Israeliten durch den Jordanfluss in das verheißene Land. Die erste Eroberungsschlacht richtete sich gegen die Stadt Jericho. Ihre Mauern fielen ein, als die Priester auf Gottes Befehl ihre Posaunen bliesen. So konnte die stark befestigte Stadt eingenommen werden. Das Volk Israel eroberte dann eine Stadt nach der anderen, bis fast ganz Kanaan in seinem Besitz war. Das eroberte Land wurde unter die zwölf Stämme Israels verteilt, welche die Namen der zwölf Söhne Jakobs trugen. Die Nachkommen Levis erhielten kein eigenes Stammesgebiet. Sie hatten für den Tempeldienst zu sorgen und über das geistliche Leben zu wachen. Dafür gaben ihnen die anderen Stämme den zehnten Teil ihrer Erträge. Anstelle der Leviten erhielten die beiden Söhne Josefs eigene Gebiete zugeteilt (Manasse und Ephraim).

Nach Josuas Tod verstießen die Israeliten mehr und mehr gegen Gottes Gebote. Sie schlossen Ehen mit den heidnischen Kanaanitern und beteten sogar deren Götzen an. Zur Strafe dafür ließ Gott benachbarte Völker ins Land eindringen, die sein Volk unterdrückten. Aber Gott zeigte sich auch wieder gnädig. Er schickte den Israeliten in diesen Zeiten eine Reihe starker Führer. Diese nannte man “Richter”. Sie befreiten das unterjochte Volk aus der Knechtschaft. Simson und Gideon sind zwei der bekanntesten Richter. Unter dem letzten und größten dieser Richter, Samuel, gelang es, das Volk in einer Reform zu Frömmigkeit und Sitten der Väter zurückzurufen.

Als Samuel alt wurde, bestanden die Israeliten darauf, einen König zu bekommen, wie ihn alle Nachbarvölker hatten. Sie waren also nicht mehr mit Gott Zeit der Könige als König zufrieden. Gott ließ das zu. Das Los fiel auf Saul. Dieser machte zwar einen guten Anfang, setzte sich dann aber immer häufiger über Gottes Befehle hinweg. Schließlich wurde er von Gott verworfen.

Samuel musste David im Geheimen zum neuen König salben. (Zu dieser Zeit trugen die Könige Israels noch keine Kronen, sondern wurden zur Bestätigung in ihrem Amt mit Öl gesalbt.) David gehörte zum Stamm Juda und war in Bethlehem aufgewachsen. Als Saul noch König war, ließ Gott es zu, dass die Philister ins Land eindrangen. Der junge David tötete mit einem Stein aus seiner Hirtenschleuder den Riesen Goliat, den die Philister zum stellvertretenden Einzelkampf aufgestellt hatten. Die Frauen Israels sangen jubelnd von Davids Heldentat. Da wurde Saul eifersüchtig auf David und suchte ihn zu töten. David floh ins benachbarte Ausland. Nach der Niederlage in einer späteren Schlacht endete Saul im Selbstmord.

David konnte nun auch öffentlich zum König ausgerufen werden. Das war etwa 1010 v. Chr. Unter seiner Herrschaft besiegte Israel alle Feinde. Es wurde mächtig und stark. David bereicherte den israelitischen Gottesdienst mit schönen Liedern (Psalmen), die ihm von Gottes Geist eingegeben wurden (vgl. Lektion 2, Inspiration). In diesen wird der verheißene Messias als „Sohn (= Nachkomme) Davids\” beschrieben.

Aber dann folgte eine dunkle Zeit in Davids Leben. Als es ihm sehr gut ging, brach er die Ehe mit Batseba und ließ ihren Mann ermorden. Der Prophet Nathan musste ihm in einer Strafpredigt seine Sünde vorhalten. David erschrak und bekannte seine Schuld. Nathan durfte ihm Gottes Vergebung verkünden. Aber Gott ließ das im Ehebruch gezeugte Kind sterben. Absalom, ein anderer Sohn, zettelte einen Aufstand gegen den Vater an und kam dabei ums Leben. Vor seinem Tod ließ David seinen Sohn Salomo zu seinem Nachfolger salben. Salomo wurde von Gott mit außerordentlicher Weisheit begabt. Er verfasste drei Bücher, die sich in unserer Bibel befinden: die Sprüche, den Prediger und das Hohelied. Gott ließ Salomo in Jerusalem einen prächtigen Tempel errichten. Aber später geriet er auf Abwege. Er heiratete heidnische Frauen, die ihn zum Götzendienst verleiteten. Zur Zeit seines Todes zeigte das Land bereits deutliche Spuren des sittlichen und religiösen Verfalls (931 v. Chr.).

Wegen der unvernünftig strengen Herrschaft seines Sohnes Rehabeam wendeten sich die nördlichen Stämme vom Königshaus Davids ab. Sie bildeten ein eigenes Reich unter Jerobeam. Nun bestanden zwei israelitische Königreiche:

  • das Zehn-Stämme-Reich “Israel” (wie man das Nordreich nannte) mit der Hauptstadt Samaria und
  • das Südreich „Juda” mit der Hauptstadt Jerusalem.

Im Königreich Israel folgte ein gottloser König auf den anderen. Eine kleine Zeit lang gelang es den Propheten Elia und Elisa, die Gottlosigkeit einzudämmen. Aber schließlich eroberten die Assyrer das Land, zerstörten die Hauptstadt und verschleppten die Bevölkerung. Damit verschwanden alle Spuren der zehn Stämme in der Geschichte (722 v. Chr.).

Im kleineren Königreich Juda befand sich der Tempel Gottes mit dem wahren Gottesdienst. Dort gab es gute und auch schlechte Herrscher. Aber auch hier war die sittliche und soziale Lage meist traurig. Die Warnungen und Bitten der von Gott gesandten Propheten verhallten oft ungehört. Weil aber der verheißene Erlöser aus Juda kommen sollte, erhielt sich Gott ein kleines Häuflein von Getreuen. Gott gab in dieser Zeit einige der schönsten Vorhersagen über den künftigen Messias, besonders durch den Propheten Jesaja. Obwohl Gott Juda immer wieder durch seine Propheten warnen ließ, kehrte das Volk nicht um und tat nicht Buẞe. Da wurde im Jahr 586 v. Chr. Jerusalem samt dem Tempel zerstört und das Volk gefangen nach Babylonien weggeführt. Während der 70 Jahre dauernden babylonischen Gefangenschaft trösteten die Propheten Hesekiel und Daniel das Volk mit Verheißungen von der Heimkehr und von einem künftigen Erlöser.

Nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft (538 v. Chr.) bauten die Israeliten unter der Leitung von Esra und Nehemia die Stadt Jerusalem und den Tempel wieder auf. Etwa 400 Jahre vor Christi Geburt trat der letzte Prophet auf, Maleachi. Er durfte dem Volk folgende Verheißung verkünden: ,,Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln” (Mal.3, 20).

Der kommende Heiland

Wir haben uns jetzt einen Überblick über 1500 Jahre alttestamentlicher Geschichte verschafft. Viele Verheißungen über den kommenden Heiland durfte das Volk Israel in dieser Zeit hören. Vier von ihnen sollen hier ausdrücklich genannt werden. Die ersten drei stammen von Jesaja, den man den „Evangelisten” des Alten Testamentes nennt. Bei ihm ist die frohe Botschaft von der Rettung durch Christus an vielen Stellen klar ausgesprochen. Er lebte ungefähr 700 Jahre vor Christus.

  • Jes. 7, 14: „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.” Immanuel bedeutet: Gott (ist) mit uns, d.h. er steht auf unserer Seite, er hält zu uns.
  • Jes. 9, 5: “Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.” Dieser Spruch zeigt uns, dass der Heiland als Kind geboren werden solite, obwohl er doch seit der Ewigkeit bei seinem allmächtigen Vater war.
  • Jes. 53, 4f.: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.” Hier wird auf das Leiden des kommenden Heilandes hingewiesen. Für uns hat er das alles auf sich genommen.
  • Micha 5, 1: ,,Du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.” Hier erfahren wir nicht nur, wo Jesus Christus geboren werden sollte, sondern auch, dass er nicht nur Mensch, sondern zugleich ewiger Gott ist.

Liest man so im Alten Testament, dann merkt man, dass es stimmt, was Jesus seinen Zeitgenossen sagte: ,,Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeugt” (Joh. 5, 39). Alles im Alten Testament weist letztlich auf den kommenden Heiland hin. Jesus selbst hat seine Jünger gelehrt, so die Bibel zu lesen: „Er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war” (Lk. 24, 27).

In der nächsten Lektion wollen wir uns ansehen, wie sich die Prophezeiungen im Leben Jesu Christi erfüllt haben.

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