Praktische Fragen zum heiligen Abendmahl – Lektion 22

Peter Weidemann © Pfarrbriefservice.de

Klingt es nicht wie Kannibalismus, wenn Christi Leib und Blut im Abendmahl gegessen werden? Wozu brauche ich das Abendmahl, wenn mir meine Sünden durch Christi Tod vergeben sind? Warum reicht die Katholische Kirche den Gemeinden beim Abendmahl nicht den Kelch? Dürfen Schwachgläubige das Abendmahl empfangen? Was geschieht, wenn jemand unwürdig zum Tisch des Herrn geht? Was soll mit dem Brot und Wein geschehen, die nach der Abendmahlsfeier übrig bleiben? Worin unterscheidet sich die katholische Eucharistiefeier vom lutherischen Abendmahl? Wann soll ich nicht zum heiligen Abendmahl gehen? Warum lassen wir nicht jeden zum Abendmahl gehen? Wie oft soll ich zum Abendmahl gehen? Wie kann ich mich zur würdigen Teilnahme am heiligen Abendmahl vorbereiten?

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 22 – Praktische Fragen zum Heiligen Abendmahl

In der vorhergehenden Lektion haben wir darauf hingewiesen, dass der Herr Jesus das heilige Abendmahl für seine Jünger eingesetzt hat. Nur sie waren bei der ersten Abendmahlsfeier anwesend. Das Abendmahl ist also für Christen bestimmt. Es wurde eingesetzt, um jedem einzelnen Teilnehmer den Trost der Sündenvergebung so nahe wie möglich zu bringen.

Wir wollen nun auf einige Fragen eingehen, die sich in Bezug auf das heilige Abendmahl ergeben können:

1. Klingt es nicht wie Kannibalismus, wenn Christi Leib und Blut im Abendmahl gegessen werden?
Schon die ersten Christen mussten sich gegen solche Vorwürfe verteidigen. Man warf ihnen vor, sie würden bei ihren Versammlungen kleine Kinder schlachten und ihr Fleisch essen. Später, in der Reformationszeit, verspotteten reformierte Christen das buchstäbliche Abendmahlsverständnis der Lutheraner, indem sie ihnen Kannibalismus vorwarfen.

Manche halten heute den biblischen Glauben für eine ziemlich „barbarische“ Religion, weil es in der Bibel an zentralen Stellen immer wieder um Blut geht. So heißt es im 1. Johannesbrief (Kapitel 1 Vers 7): ,,Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.“ Das hängt damit zusammen, dass Gott schon im Alten Testament dem Blut eine besondere Bedeutung zuweist. In 3. Mose 17, 11 sagt er: „Des Leibes Leben ist im Blut, und ich habe es euch für den Altar gegeben, dass ihr damit entsühnt werdet. Denn das Blut ist die Entsühnung, weil das Leben in ihm ist.“ All die Opfer im Alten Bund waren nur als Hinweis auf das eine, endgültige Opfer gedacht, das Jesus am Kreuz bringen sollte. Er machte ,,Frieden (mit Gott) durch sein Blut am Kreuz“ (Kol. 1, 20).
Dies wird auch beim heiligen Abendmahl deutlich. Christus gibt uns dort seinen Leib und sein Blut zu essen, die er am Kreuz für unsere Sünde als Sühnopfer dargebracht hat. Beim Sakrament essen und trinken wir auf natürliche Weise Brot und Wein, aber gleichzeitig auf übernatürliche, himmlische Weise den Leib und das Blut Christi. Deshalb geschieht da nichts Kannibalisches.

2. Wozu brauche ich das Abendmahl, wenn mir meine Sünden durch Christi Tod vergeben sind?
Gott bietet uns die Vergebung unserer Sünden auf verschiedene Weise an. Es genügt schon, wenn wir den Worten des Heilandes glauben, wo sie uns verkündet werden (vgl. den einen Verbrecher am Kreuz). Wir brauchen also das Abendmahl nicht, um selig werden zu können.

Trotzdem ist es nicht unwichtig. Im Abendmahl werden mir persönlich die Mittel ausgehändigt, durch die der Heiland mich von Sünden gereinigt hat: sein Leib und sein Blut. Dadurch kann ich meiner Vergebung um so gewisser sein. Einen größeren Beweis für Gottes Liebe kann man sich kaum denken. Dadurch will Gott unsere Herzen froh machen und stark im Glauben. Deshalb sollten wir gern und oft zum Sakrament kommen.

3. Warum reicht die Katholische Kirche den Gemeinden beim Abendmahl nicht den Kelch?
Seit dem Konzil (Kirchenversammlung) von Konstanz 1415 ist es in der römisch-katholischen Kirche üblich geworden, den Gemeindegliedern (sog. Laien) beim Abendmahl nur die Hostie zu reichen. Zur Begründung hieß es, dass im menschlichen Körper auch das kleinste Teilchen durchblutet ist. Deshalb befinde sich Christi Blut auch in der Hostie (Brot). Dahinter stand wohl vor allem die Furcht, es könnte beim Verteilen des „Blutes Christi“ etwas verschüttet und dadurch entweiht werden. (In den letzten Jahren ist diese Praxis etwas gelockert worden, so dass heute auch gelegentlich Laien den Kelch bekommen können.“

Wir wissen aus der Bibel, dass der Herr bei der Einsetzung des Abendmahles befohlen hat, beide Elemente zu reichen. Deshalb war es schon in den ersten Christengemeinden üblich, das Abendmahl „unter beiderlei Gestalt“ (Brot und Wein) zu empfangen. Daran wollen wir nichts leichtfertig verändern.

4. Dürfen Schwachgläubige das Abendmahl empfangen?
Das heilige Abendmahl setzt nicht eine bestimmte Glaubensstärke voraus. Im Gegenteil: Gerade, wer sich schwach im Glauben fühlt, sollte zum Sakrament kommen. Denn dort bekommt er Trost und Stärkung für seinen angefochtenen Glauben. Auch ein schwacher Glaube bereut seine Sünde und ist zur Umkehr bereit.

Wer seine Sünden allerdings nicht bereut, sollte nicht zum Sakrament gehen. Denn er würde das Abendmahl nicht zur Glaubensstärkung, sondern zum Gericht empfangen. Vgl. 1. Kor.11, 27-29!

Zu unterscheiden sind aber Glaubensschwäche und Unkenntnis. Wenn jemand nicht Bescheid weiß über den Zweck und den Segen des Abendmahls, der soll erst dann zum Sakrament zugelassen werden, wenn er darüber unterrichtet worden ist.

5. Was geschieht, wenn jemand unwürdig zum Tisch des Herrn geht?
Der Apostel Paulus schreibt im 1. Korintherbrief (Kapitel 11 Vers 29): „Wer so isst und trinkt, dass er den Leib des Herrn nicht achtet, der isst und trinkt sich selber zum Gericht.“ Das heißt: „Unwürdig“ nimmt am Abendmahl teil, wer nicht glaubt, dass er dort Leib und Blut Christi zur Vergebung seiner Sünden erhält. Er empfängt zwar auch Leib und Blut Christi, aber sie dienen ihm nicht zur Vergebung, sondern bewirken bei ihm das Gegenteil. Seine Sünden bleiben bestehen, ja, er verachtet sogar das Geschenk Christi. Er spricht sich damit selbst das Urteil.

Die Bibel sagt uns, dass Christus für alle Menschen gestorben ist. Aber nur wer an ihn glaubt, bekommt die Sündenvergebung. Lediglich die gläubigen Abendmahlsgäste empfangen also den Segen des Sakramentes. Deshalb hat es Christus nicht für alle Menschen bestimmt, sondern nur für seine Jünger eingesetzt. Wer ungläubig am Abendmahl teilnimmt, empfängt wohl auch Leib und Blut Christi, aber nicht zum Segen, sondern zum Gericht.

6. Was soll mit dem Brot und Wein geschehen, die nach der Abendmahlsfeier übrigbleiben?
Nach katholischer Lehre sind geweihte und deshalb umgewandelte Hostien und Wein nicht nur beim Abendmahl Christi Leib und Blut, sondern sie bleiben es auch danach. Die geweihten Hostien werden deshalb zum späteren Gebrauch aufbewahrt und der Wein wird vom Priester getrunken. In jeder römisch-katholischen Kirche befindet sich in einem Sakramentshäuschen (Tabernakel) eine geweihte Hostie, die angebetet wird.

Was halten wir davon? An den vorher angeführten Bibelstellen haben wir gesehen, dass Brot und Wein beim Abendmahl zum Essen und Trinken da sind und nicht umgewandelt werden. Bei der Austeilung des Sakraments empfangen wir gleichzeitig mit dem Brot den Leib und mit dem Wein das Blut des Herrn. Das steht fest. Aber vor der Austeilung und danach ist das Brot nur Brot und der Wein nur Wein. Nur bei der Austeilung selbst können wir gewiss sein, dass unter Brot und Wein Leib und Blut Christi gegenwärtig sind. Alles andere läuft auf unnötige Spekulationen hinaus.

7. Worin unterscheidet sich die katholische Eucharistiefeier vom lutherischen Abendmahl?
Auch die katholische Kirche geht davon aus, dass Christus mit seinem Tod zwar für die Sünden der ganzen Welt bezahlt hat. Aber sie lehrt, dass der Kommunikant (Teilnehmer am Abendmahl) seinen Glauben auch noch durch gute Werke untermauern müsse. Sonst könne er die Vergebung nicht erhalten.

Dies soll auch beim Abendmahl geschehen. Man ist davon überzeugt, dass bei der Eucharistie (so nennen Katholiken das Abendmahl) das Opfer Christi am Kreuz auf unblutige Weise wiederholt wird. Durch dieses Opfer sollen auch die noch unvergebenen Sünden derer, die im Fegefeuer sind, vergeben werden.

Das widerspricht den Aussagen der Bibel. Im Hebräerbrief (Kapitel 7 Vers 27) wird betont, dass das Kreuzesopfer Christi ein für alle Mal Sühne für alle Sünden schafft: ,,Denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst opferte.“ Und im gleichen Brief heißt es (Kapitel 10 Vers 10): ,,Wir sind geheiligt ein für alle Mal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.“ Da bleibt kein Platz für eine Wiederholung. Jesus rief mit Recht kurz vor seinem Tod: „Es ist vollbracht!“ Das heißt: Es ist alles erledigt!

8. Wann soll ich nicht zum heiligen Abendmahl gehen?
Wir haben gehört: Der Tisch des Herrn ist für glaubende Christen gedeckt. Ein Christ aber bin ich nur solange, wie mein Herz zur Umkehr bereit ist. Nun geschieht es ja leider jeden Tag, dass wir gegen Gottes Gebote verstoßen (z.B. wenn wir Groll gegen einen anderen Menschen empfinden). Wenn wir dies beobachten, aber aus Eigensinn und Stolz nicht bereit sind, die Haltung aufzugeben und unsere Sünde zu bereuen, dann sollten wir lieber nicht am Abendmahl teilnehmen. Wie könnte es uns zum Segen werden, wenn wir an unserer Sünde festhalten? Erst wenn wir mit buẞfertigem Herzen zum Tisch des Herrn kommen, empfangen wir das Sakrament zum Segen.

Dabei müssen wir aber ein Missverständnis ausschließen: Wir dürfen Bußfertigkeit nicht mit Vollkommenheit verwechseln. Wenn wir warten wollten, bis wir in Glauben und Leben vollkommen sind, dann könnten wir in dieser Welt nie zum Sakrament gehen. Wenn wir sündlos sein könnten, brauchten wir keine Vergebung.

Nötig ist ein Herz, das demütig seine Sünden eingesteht und seine Schuld nicht bemänteln will. Dann dürfen wir aufgrund der biblischen Verheißungen die Zuversicht haben, dass der Herr Jesus unsere Sünde vergibt. Dann spüren wir auch das Verlangen, nicht wieder dieselbe Sünde zu begehen.

Wie das praktisch aussehen kann, macht der Herr Christus im Blick auf Opfer deutlich:„Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und denkst dort dran, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe“ (Matth. 5,23f.).

9. Warum lassen wir nicht jeden zum Abendmahl gehen?
In unserer lutherischen Kirche darf nur zum Tisch des Herrn gehen, wer unterwiesen worden ist. Er muss wissen und bekennen können, was dieses Sakrament ist und wie wir es empfangen sollen. Wir handeln so, nicht etwa, weil wir meinen, bessere Christen zu sein als andere! Nein, wir möchten nur nicht mitschuldig daran werden, dass jemand das Sakrament zu seinem eigenen Schaden genießt. Wir haben schon gehört, was Paulus im 1. Korintherbrief (Kapitel 11 Vers 29) dazu sagt: „Wer das Sakrament unwürdig empfängt, nimmt es sich zum Gericht. Die Unwürdigkeit kann in Unwissenheit oder Unglauben bestehen.

Gott warnt uns vor jedem Missbrauch seines Wortes. Das gilt natürlich auch für seine Sakramente. Als treue Christen wollen wir die uns anvertrauten Güter verantwortungsvoll gebrauchen.

Hinzu kommt: Die Beteiligung am Abendmahl ist auch ein öffentliches Zeugnis unseres Glaubens. Der Charakter dieses heiligen Mahles verlangt, dass alle Beteiligten eins sind im Glauben. Paulus sagt: „So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben“ (1. Kor. 10, 17). In der Regel findet der gemeinsame Glaube auch seinen Ausdruck in der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche. Aus diesem Grund lassen wir nur solche Christen bei uns zum Sakrament zu, die im Glauben eins mit uns sind.

10. Wie oft soll ich zum Abendmahl gehen?
Es gibt mehrere Gründen, die mich bewegen sollen, oft zum Tisch des Herrn zu gehen:
– Der wichtigste Grund ist, weil dort mein Glaube an die Vergebung meiner Sünden durch Jesus Christus gestärkt wird.
– Außerdem bekomme ich da die nötige Kraft, ein heiliges Leben zu führen. Denn wenn unser Glaube an die Sündenvergebung gestärkt wird, nimmt unsere Liebe zu Gott zu und damit die Lust, ein gottgefälliges Leben zu führen.
– Drittens kommen wir zum Tisch des Herrn im Gedenken daran, was Jesus unsere Erlösung gekostet hat. Er bezahlte dafür mit seinem Tod am Kreuz.
– Viertens legen wir mit unserem Gang zum Abendmahl davon Zeugnis ab, dass unsere Hoffnung auf Sündenvergebung und ein ewiges Leben ganz allein auf ihm ruht.
– Fünftens bezeugen wir durch unseren Abendmahlsgang, dass wir mit unseren Tischgenossen eins im Glauben sind.
– Schließlich, und nicht zuletzt, gehen wir zum Abendmahl, weil unser Herr Jesus uns aufgetragen hat, dieses Mahl oft zu seinem Gedächtnis zu feiern.

11. Wie kann ich mich zur würdigen Teilnahme am heiligen Abendmahl vorbereiten?
Eine gute Vorbereitung ist nötig, denn im 1. Korintherbrief (Kapitel 11 Vers 28) lesen wir: „Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch.“ Bei meiner Vorbereitung soll ich prüfen:
– A. ob ich nur aus frommer Gewohnheit zum Abendmahl gehe;
– B. ob ich meine Teilnahme als ein Verdienst ansehe;
– C. ob ich mich etwa auf abergläubische Weise dadurch vor Unglück schützen will.
Außerdem soll ich meinen Glauben prüfen:
– D. ob ich auch wirklich glaube, dass nur Christi Verdienst mir die kostenlose und völlige Vergebung meiner Sünden versichert;
– E. ob ich ein buẞfertiges Herz habe, dem es leidtut, gegen den Herrn gesündigt zu haben;
– F. ob ich mich ganz auf ihn und seine Sündenvergebung verlasse und wirklich begehre, mit Gottes Hilfe mein sündhaftes Leben in Zukunft zu bessern;

Wenn dies der Fall ist, darf ich getrost zum Tisch des Herrn kommen und den Segen empfangen, den mir das Sakrament geben will.

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