Gesetz und Evangelium – Lektion 8

Martin Manigatterer © Pfarrbriefservice.de

Gottes Forderungen an die Menschen.
Gesetz und Evangelium – Das Gesetz fordert, das Evangelium schenkt – Sünde erkennen – Glauben an die Vergebung – Den Selbstgerechten das Gesetz, den Erschrockenen das Evangelium

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 8 – Gesetz und Evangelium

In der vorhergehenden Lektion haben wir einen Überblick über 2.500 Jahre alttestamentlicher Geschichte gegeben. Es versteht sich von selbst, dass wir dabei auf Einzelheiten verzichten mussten. Wer Genaueres dazu wissen möchte, schlage bitte die in Klammern angegebenen Kapitel in seiner Bibel nach. Beim Lesen der ersten Kapitel der Bibel merkt man bald, dass es zwei wichtige Tatsachen in der frühen Weltgeschichte gibt:

1. Die Sünde des Menschen, die gegen das Gesetz Gottes verstößt, und
2. Gottes Gnade und Gunst gegenüber dem Menschen, die sich in der frohen Botschaft (Evangelium) vom versprochenen Erlöser zeigt.

Diese beiden Tatsachen werden in der biblischen Lehre von Gesetz und Evangelium zusammengefasst. Die richtige Unterscheidung von Gesetz und Evangelium ist ein wichtiger Schlüssel zum Verstehen der Bibel.

1. Unterschiedlicher Inhalt

Jeder von uns weiß, was unter einem Gesetz zu verstehen ist. Da wird etwas von uns verlangt, oder es wird etwas verboten. Es ist nicht verwunderlich, dass Gott als Schöpfer seinen Geschöpfen klare Regeln mit auf den Weg gibt. In den zehn Geboten fasst er zusammen, was er von ihnen erwartet. Man kann es auch in einem Satz sagen. Gott fordert von uns: ,,Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott“ (3. Mose 19, 2).

Das Evangelium ist das genaue Gegenteil vom Gesetz. Man bezeichnet es auch als die „frohe Botschaft“ oder „gute Nachricht“. Das Gesetz sagt uns, was Gott von uns verlangt und was er uns verbietet. Das Evangelium berichtet uns, was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat und noch tut.

Der bekannteste Bibelvers steht im Johannesevangelium (Kapitel 3 Vers 16). In ihm ist das Evangelium zusammengefasst: „Also (= so sehr) hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Ähnlich formuliert es Johannes in seinem ersten Brief: ,,Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen“ (1. Joh. 4, 9).

2. Unterschiedliche Ziele

Gesetz und Evangelium haben nicht nur einen sehr unterschiedlichen Inhalt. Auch ihr Zweck ist verschieden. In Röm. 3, 20 lesen wir: ,,Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ Das Gesetz lässt uns erkennen, was Sünde ist. Es zeigt uns auch, wie sehr die Sünde Gottes Zorn erregt: ,,Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Wesen und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten“ (Röm. 1, 18). Betrachten wir einmal Gottes Gesetz, wie es uns die zehn Gebote sagen. Martin Luther hat dies in seinem „Kleinen Katechismus“ treffend erklärt. Da wird uns bewusst, dass wir diese Gebote oft übertreten. Wir tun das Gegenteil von dem, was uns befohlen ist. Oder wir unterlassen es, das zu tun, was Gott von uns erwartet. Wir leben nicht so, wie es der heilige Gott von uns verlangt. Erst vor dem Spiegel seines Gesetzes wird uns unsere Schuld Gott gegenüber bewusst. Nur so erkennen wir, dass es nötig ist, erlöst und befreit zu werden.

Zum Glück gibt es das Evangelium! Derselbe heilige Gott, der die Sünde hasst und sie bestraft, bietet uns Menschen die Möglichkeit zur Vergebung. Ja, seine Liebe ist so groß, dass er uns nicht nur die Möglichkeit anbietet, sondern diese Vergebung durch seinen Sohn Jesus Christus Tatsache werden lässt. Jesus Christus nahm unsere Sünde auf sich, damit wir vor Gott schuldenfrei dastehen. Uns bleibt nur, daran zu glauben (vgl. Apg. 16, 31). Im 1. Johannesbrief (Kapitel 4 Vers 9) heißt es mit Recht: „Gott hat seinen eingebornen Sohn in die Welt gesandt, dass wir durch ihn leben sollen“. Wir müssen nicht ewig von Gott getrennt bleiben, wie wir es durch unsere Sünden verdient hätten, sondern dürfen im Frieden mit Gott leben.

3. Beides ist nötig

Wenn wir im Neuen Testament lesen, merken wir, dass auch Jesus selbst Gesetz und Evangelium unterschieden hat. In seinen Predigten kommt beides vor. Den Selbst- gerechten, die ihre Sünde nicht eingestehen wollen, verkündet er das Gesetz. Er macht ihnen klar, dass sie kein Anrecht auf den Himmel haben, sondern noch in der Bosheit leben. Wer aber seine Sünden bereut und zur Umkehr bereit ist, dem verkündet Jesus den Trost des Evangeliums. Er versichert einem solchen Sünder völlige Vergebung.

Man kann die biblische Lehre von Gesetz und Evangelium an einem BEISPIEL aus dem Bereich der Medizin verdeutlichen:

  • Das Gesetz lässt sich mit einem Röntgengerät vergleichen. Es deckt versteckte Schäden auf, kann sie aber nicht heilen (Diagnose). Gehen wir im Vergleich noch einen Schritt weiter: Wiederholte Röntgenuntersuchungen können sogar schädliche Nebenwirkungen haben und noch weitere Krankheitsherde zeigen. So lässt uns das Gesetz erkennen, dass ein Missverhältnis zwischen dem Menschen und Gott besteht, das sich aber nicht durch das Gesetz heilen lässt. Im Römerbrief (Kapitel 5 Vers 20) lesen wir: „Das Gesetz aber ist dazwischen hineingekommen, damit die Sünde mächtiger (deutlicher) würde.“ Das ist etwa wie bei einer wunden Stelle, die immer wieder berührt wird. Vom Berühren heilt sie nicht. So legen die zehn Gebote immer wieder den Finger auf unsere Wunde. Sie zeigen, dass wir gesündigt haben, aber sie können die Sünde nicht wegnehmen.
  • Das Evangelium gleicht demgegenüber einem Medikament oder einer Therapie. Wir bekommen es von Jesus als unserem Arzt verordnet. Er kennt unsere Krankheit und kann sie heilen. An unserer Stelle hat er unsere Sünde auf sich genommen. Unsere Sündenschuld ist bezahlt. Nun herrscht wieder Frieden zwischen Gott und uns (Röm. 5, 1).
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