Falsche Lehre in der Kirche? – Lektion 30

©Peter Weidemann in Pfarrbriefservice.de

Gott will keine Spaltungen – Hinzufügen – Weglassen – Falsche Auslegung – Nur lehren, aber nicht danach handeln – Gott duldet keine falsche Lehre – Die Bibel legt sich selbst aus – Nicht hochmütig richten – Wo alles gleich gültig ist, wird bald alles gleichgültig.

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

Der Upload auf diese Internetseite erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers: Concordia – Verlag Zwickau / Concordia-BUCHhandlung GmbH & Co. KG, Verlagsbuchhandlung der Evangelisch-Lutherischen Freikirche, Bahnhofstraße 8, 08056 Zwickau, Deutschland.

Lektion 30 – Falsche Lehre in der Kirche?

In dieser Lektion müssen wir über ein heikles Thema reden. Es gibt ja nicht nur eine sichtbare Kirche, sondern viele verschiedene Glaubens- und Religionsgemeinschaften. Warum ist das so? Wäre es nicht besser, wenn alle Christen an einem Strang ziehen würden? Welcher Christ würde sich das nicht wünschen?

1. Spaltungen in der Christenheit

Gott hat diese Vielzahl von Kirchen nicht gewollt. Es liegt an uns Menschen, dass es dazu gekommen ist. Die Trennungen sind entstanden, weil immer wieder falsche Lehren in die Kirche eingedrungen sind. Falsche, unbiblische Lehre ist so etwas wie Unkraut. Wenn es nicht bekämpft wird, breitet es sich rasch aus. Dabei kann falsche Lehre in sehr verschiedener Form auftreten. Wir wollen einige Beispiele betrachten:

(1) Gewöhnlich besteht falsche Lehre darin, dass der Bibel etwas hinzugefügt wird. Davon spricht Jesus in seiner Warnung vor den Pharisäern: ,,Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matth. 15,9).

(2) Es gibt aber auch das Gegenteil: Das ist dann der Fall, wenn ein oder mehrere Teile der biblischen Lehre einfach weggelassen werden, weil sie heute nicht mehr „gesellschaftsfähig“ sind. So weigern sich manche Christen, gegen gleichgeschlechtliche Liebe (Homosexualität) oder gegen die Abtreibung klar Stellung zu beziehen.

(3) Eine dritte Art falscher Lehre ist es, wenn man die Bibel im Licht der eigenen Vorurteile auslegt, statt die Heilige Schrift mit anderen Schriftstellen auszulegen. In diesem Fall handelt man in der Weise, die von Petrus in seinem 2. Brief (Kapitel 1 Vers 20) gerügt wird: ,,Das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist.“

(4) Eine besonders gefährliche Art falscher Lehre ist es, wenn in der Kirche die biblische Lehre nur noch auf dem Papier steht, aber nicht mehr danach gehandelt wird. Dann wird das, was uns Gott durch sein Wort sagt, nicht mehr ernst genommen. Damit werden die Gemeinden getäuscht und hinters Licht geführt. Es klingt zwar vieles noch gut und christlich, aber in Wirklichkeit wird das Vertrauen in Gottes Wort ausgehöhlt und von innen heraus zerstört.

2. Keine falsche Lehre

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass der heilige Gott mit Eifer über seinem Wort wacht. Er duldet unter keinen Umständen falsche Lehre. Beim Propheten Jeremia (Kapitel 23 Vers 31) lesen wir: „Siehe, ich will an die Propheten, spricht der Herr, die ihr eigenes Wort führen und sprechen: Er hat ’s gesagt.“ Dieselbe Warnung steht auch im Neuen Testament: ,,Wenn jemand predigt, dass er ’s rede als Gottes Wort“ (1. Petr. 4, 11). Gott will nicht, dass man eigene Gedanken unter seinem Namen verbreitet. Wie Jesus vor seiner Himmelfahrt befahl (Matth. 28, 19f.), sollen seine Boten alles verkündigen, was er gelehrt hat und nicht nur das, was zu einer gewissen Zeit als annehmbar erscheint.

Was er seinen ersten Jüngern gesagt hat, gilt auch heute noch: ,,Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger“ (Joh. 8, 31). Wir haben als Christen nicht die Freiheit, etwas Anderes zu glauben, als was Gottes Wort sagt. Wenn wir etwas über Gott und unsere Seligkeit wissen wollen, sind wir an die Bibel gebunden und sollen ihre Worte dankbar annehmen.

Die Bibel legt sich am besten selbst aus. Schwer zu verstehende Stellen müssen im Licht anderer Bibelaussagen verstanden und ausgelegt werden. Nur so kann man die Gewissheit haben, wirklich Gottes Wort zu hören und die Bibel nicht falsch zu verstehen. Nur auf diese Weise ist zu erreichen, was uns Paulus aufträgt: ,,Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung“ (1. Kor. 1, 10).

Weil wir alle am Jüngsten Tag nach Gottes Wort beurteilt werden, ist es wichtig zu wissen, was Gott von falscher Lehre in der Kirche hält. Er sagt uns in der Bibel, wie wir uns gegenüber denen verhalten sollen, die falsche Lehre verkünden oder dulden. Jesus warnt uns: ,,Seht euch vor [d. h. nehmt euch in Acht] vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig [d. h. insgeheim] aber sind sie reißende Wölfe“ (Matth. 7, 15). Paulus sagt im Römerbrief (Kapitel 16 Vers 17): ,,Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, dass ihr euch in Acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet.“ Dieselbe Warnung steht auch im 2. Korintherbrief (Kapitel 6 Vers 17): ,,Darum geht [hin-]aus von ihnen und sondert euch ab.“ Das heißt: Wo die biblische Botschaft verfälscht wird, kann ein Christ nicht auf Dauer bleiben. Das Neue Testament ermahnt uns, den Umgang mit falschen Lehrern zu meiden (vgl. auch Tit. 3, 10).

3. Die Wahrheit im Liebe sagen

Aber es ist auch Vorsicht geboten. Wir sollen nicht über den Glauben von Christen in anderen Kirchen richten. Sie gehören (manchmal ohne es zu wissen) zu Kirchen, in denen falsche Lehre geführt oder geduldet wird. Wir sollten nicht in hochmütiger Weise über sie urteilen. Wir können keinem Menschen ins Herz sehen und feststellen, was er wirklich glaubt. Es kann jemand selig werden, selbst wenn er unbewusst diese oder jene falsche Lehre vertritt – solange er sich trotzdem ganz auf Christi Verdienst verlässt.

Aber wir dürfen auch nicht übersehen, wie gefährlich falsche, unbiblische Lehren sind. Falsche Lehre frisst um sich wie Krebs (vgl. 2. Tim. 2, 17). Anfangs verursacht der Krebs meist kaum Schmerzen. Aber wenn er nicht behandelt wird, breitet er sich schnell im Körper aus und führt am Ende zum Tod. Falsche Lehre führt auch zum Tod, zum geistlichen Tod. Im Galaterbrief (Kapitel 5 Vers 9) vergleicht der Apostel Paulus falsche Lehre mit einem Sauerteig: ,,Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.“ Das ist ein treffender Vergleich. Er zeigt: Der Teufel weiß, dass er am leichtesten Abnehmer für falsche Lehren findet, wenn er sie mit Richtigem vermengt. Dann wird es schwer, Wahrheit und Verfälschung auseinander zu halten. Wir sollten deshalb gegenüber Christen aus anderen Kirchen nicht die Wahrheit verschweigen. Sonst gelangen sie leicht zu dem Schluss, dass doch alle Christen im Wesentlichen das Gleiche glauben wie sie oder dass falsche Lehre nicht weiter schlimm ist.

4. Gemeinsame Gottesdienste?

Von praktischer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang vor allem die Frage nach der Zusammenarbeit mit Kirchen, in denen unbiblische Lehren vertreten oder geduldet werden. Kann ich an ihren Gottesdiensten und Veranstaltungen teilnehmen oder nicht?

Gott will, dass wir ihn in rechter Weise anbeten und sein Wort ernstnehmen. Wo biblische Lehren geleugnet oder falsche Lehren duldet werden, kann dies nicht geschehen. Wo richtige und falsche Lehren als gleich gültig nebeneinanderstehen, ist bald „gleichgültig“, was in einer Kirche gelehrt und geglaubt wird.

Heute sind die meisten christlichen Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat) vereinigt. Ohne nach richtiger und falscher Lehre zu fragen, wird unter seinen Mitgliedskirchen enge Zusammenarbeit praktiziert. Die orthodoxen Kirchen des Ostens klagen seit langem über das Umsichgreifen des Unglaubens in den evangelischen Kirchen. Man erwägt seit einiger Zeit, ob man nicht aus dem Weltkirchenrat austreten soll (einzelne Kirchen haben das schon getan). Gerade aus diesem Grund ist die Evangelisch – Lutherische Freikirche (ELFK) gar nicht erst Mitglied dieses Rates geworden.

Es kann vorkommen, dass wir aus verwandtschaftlichen Gründen nicht vermeiden können, gelegentlich am Gottesdienst einer falschlehrenden Kirche teilzunehmen (z. B. bei einer Trauung oder Beerdigung). Dann ist es wichtig, dass wir uns nicht aktiv am fremden Gottesdienst beteiligen 34. Sonst könnte der Eindruck erweckt werden, dass wir Lehren und praktisches Handeln dieser Kirche billigen. Dasselbe gilt auch für kommunale oder politische Versammlungen, bei denen manchmal Vertreter der verschiedensten Religionsgemeinschaften eingeladen werden und Gebete sprechen.

Früher musste man in Kriegsschlachten genau auf das Trompetensignal achten. Es zeigte an, ob es anzugreifen oder sich zurückzuziehen galt. Paulus bezieht sich in 1. Korintherbrief (Kapitel 14 Vers 8) auf diesen Brauch, wenn er schreibt: ,,Wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten?“ Er benutzt das Beispiel in Bezug auf das Zungenreden, das sich eine Zeit lang in der dortigen Gemeinde großer Beliebtheit erfreute. – Es gilt aber erst recht im Blick auf die Predigt, die von der Kanzel einer Kirche erschallt. Wo keine richtige Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium stattfindet und das Heil durch Christus nicht klar verkündet wird, da kann letztlich nur Verwirrung und Unklarheit herauskommen. Als Martin Luther im 16. Jahrhundert auftrat, gab die Posaune wieder einen klaren, unmissverständlichen Ton. Leider kann man das heute von vielen Kirchen nicht mehr sagen, die sich „lutherisch“ nennen.

In diesen Fragen sollten wir nicht gleichgültig sein. Denn letztlich kann hier unser Seelenheil auf dem Spiel stehen. Jesus sagt im Johannesevangelium (Kapitel 3 Vers 36): ,,Wer an den Sohn glaubt 35, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ Und im 4. Kapitel der Apostelgeschichte (Kapitel 4 Vers 12) heißt es: ,,In keinem andern ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“, als der Name Jesus Christus.

Wir wünschen von Herzen einem jeden, dass er zu dieser Erkenntnis und zu diesem selig- machenden Glauben kommt. Dann kann auch er mit uns von Herzen singen:

Jesus nimmt die Sünder an;
mich hat er auch angenommen
und den Himmel aufgetan,
dass ich selig zu ihm kommen
und auf den Trost sterben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.

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34 = Zum Beispiel: durch Mitsingen im Chor, als Lektoren oder durch Teilnahme am Abendmahl
35 = Und zwar so an ihn glaubt, wie er in der Bibel dargestellt wird

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