Gebet und Bibellesen – Lektion 29

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Gott lädt uns ein zum Gebet – Gott erhört unser Gebet – Eigene und andere Not drängt uns zum Gebet – Gebet bewegt zum Dank – Zu dem dreieinigen Gott beten – Im Namen Jesu beten – Aufmerksam beten – Vertrauensvoll beten – Gebet nicht missbrauchen – Nach dem Willen Jesu beten – Überall und zu jeder Zeit beten – Das Vaterunser mit seinen sieben Bitten.

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 29 – Gebet und Bibellesen

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass manchmal am Schluss einer Lektion ein Gebet steht. Im Gebet spricht der Christ mit Gott. In diesem Teil wollen wir uns ansehen, was die Bibel über das Gebet sagt. Auf folgende Fragen suchen wir eine Antwort:

  • Warum sollen wir beten?
  • Wie sollen wir beten?
  • Worum dürfen wir beten?
  • Für wen und wo sollen wir beten?
  • Mit wem sollen wir beten?

1. Warum sollen wir beten?

Vier triftige Gründe für das Gebet lassen sich anführen. Alle vier finden wir im folgenden Spruch aus Psalm 50,15: ,,Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.“

(1) Gott lädt uns zum Beten ein. Dies ist besonders tröstlich, wenn wir in der Not beten wollen und der Gedanke in uns aufsteigt: „Hast du Sünder überhaupt ein Recht, dich an Gott um Hilfe zu wenden?“ Dann gilt es, sich daran zu erinnern, dass Gott uns selbst zum Gebet auffordert.

(2) Gott verspricht, auf unser Gebet zu achten und uns zu helfen. Wenn die Hilfe, die er schickt, manchmal nicht so ausfällt, wie wir sie uns gedacht haben, dann heißt das nicht, dass Gott unser Gebet nicht gehört hat. Wir müssen dabei bedenken, dass oft ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen dem, was wir wollen und dem, was wir brauchen. Gott weiß genau, was für uns gut ist. Er gibt uns, was wir benötigen und stets zur richtigen Zeit.

(3) Wir sollen zu Gott rufen, wenn uns die eigene Not oder die Not unseres Nächsten (Mitmenschen) dazu drängen. Gott fordert uns dazu auf, in Notlagen zu beten. Das heißt: Wir sollen nicht erst dann mit dem Beten anfangen, wenn alles andere sich als erfolglos erwiesen hat. Das Gebet ist das bewährteste Rettungsmittel auf dieser Erde. Es ist ja der barmherzige, allmächtige Gott, der sich dabei als Helfer anbietet. Auch Christen leiden manchmal darunter, dass sie sich nicht getrauen, Gott um Hilfe zu bitten. In einem Lied-Kanon heißt es zu Recht: ,,Gott, der du groß bist, gibst am liebsten große Gaben. Ach, dass wir Armen nur so kleine Herzen haben (d. h. um so wenig bitten)!“

(4) Wenn wir durch Gott Hilfe erfahren haben, sollen wir nicht vergessen, ihm als Erstes zu danken. So werden wir zum nächsten Gebet ermuntert.

2. Wie sollen wir beten?

Wie muss ein Gebet beschaffen sein, damit es von Gott erhört wird?

a) Das Erste: Ein richtiges Gebet muss an den wahren Gott gerichtet sein, d. h. an den dreieinigen Gott. Das ist nicht so selbstverständlich, wie Sie vielleicht meinen. Viele wenden sich in Gebeten an Heilige und an Maria oder gar an falsche Götter (z. B. an Buddha oder Allah). Manche klammern sich abergläubisch an ihren Talisman. All das ist Gott zuwider, 32 denn dadurch wird Gott seine Ehre geraubt. Jesus sagt: ,,Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen“ (Matth. 4, 10). Ein Gebet ist Gottesdienst.

b) Das Zweite: Ein richtiges Gebet muss im Namen Jesu gesprochen werden, d. h. im Vertrauen auf Jesus Christus. Das bedeutet: Wir beten, weil wir glauben, dass Jesus Christus uns mit dem himmlischen Vater versöhnt hat. Deshalb können wir auch seinen und unseren himmlischen Vater bitten „wie die lieben Kinder ihren lieben Vater“. 33 Jesus verbürgt sich selbst für die Erhörung solcher Gebete: ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er ’s euch geben“ (Joh. 16, 23). Daran wird deutlich, dass z. B. Gebete von Freimaurern verwerflich sind. Sie wünschen anderen Menschen z. B. Unglück. Ihre Gebete können nicht im Namen Jesu geschehen. Ein solches Gebet kommt einer Absage an unseren Glauben gleich und ist für Christen undenkbar.

c) Das Dritte: Ein richtiges Gebet wird aufmerksam gesprochen und nicht einfach gedankenlos heruntergeplappert (wie es z. B. oft beim Rosenkranzbeten geschieht). Jesus warnt uns (Matth. 6, 7): ,,Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.“ Leider passiert es auch Christen immer wieder, dass sie aus Gewohnheit gedankenlos beten (z. B. das Vaterunser, das häufig gesprochen wird). Wir sollten darauf achten!

d) Das Vierte: Wenn wir beten, sollen wir es im Vertrauen darauf tun, dass Gott unser Gebet hört. Gott hat es nicht gern, wenn wir ihn nur versuchsweise einschalten wollen, wenn nichts Anderes mehr hilft. Was damit gemeint ist, soll ein Beispiel zeigen. Man hört es manchmal, dass jemand sagt: ,,Wenn ein Gott im Himmel ist, dann soll er mich hören.“ Es gibt ganz sicher einen Gott im Himmel. Aber ein solches Gebet gefällt ihm nicht. Im Jakobusbrief (Kapitel 1 Vers 6) heißt es: ,,Er (d. h. wer betet) bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird.“

e) Das Fünfte: Wenn du einen anderen Menschen betrügen willst, dann missbrauche dafür nicht das Gebet. Rufe Gott nicht an, um bei deiner Schandtat nicht erwischt zu werden. Gott will nicht mitschuldig sein an deiner Sünde.

3. Worum dürfen beten?

Wo Gott in der Bibel etwas verspricht, da dürfen wir getrost und bedingungslos beten (z. B. um Vergebung der Sünden).

Wo es aber um irdische Dinge geht (z. B. Geld, Gesundheit), gilt: Um das alles dürfen wir Gott auch bitten, aber wir sollen es seiner Weisheit und Barmherzigkeit überlassen, ob er uns das Gewünschte geben will oder nicht. Dafür hat uns der Heiland selbst ein Beispiel gegeben. Als er im Garten Gethsemane vor seiner Verhaftung betete, sagte er: „Mein Vater, ist ’s möglich, so gehe dieser Kelch (d. h. das Leiden) an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (Matth. 26, 39). Uns zum Trost heißt es im 1. Johannesbrief (Kapitel 5 Vers 14): ,,Das ist die Zuversicht, die wir haben zu Gott: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns.“

Das sollten vor allem die Christen bedenken, die meinen, andere „gesundbeten“ zu können. Sie behaupten, wenn Gott bei einer Krankheit nach dem Gebet keine Heilung schenkt, dann liege das am Glauben des Betreffenden. Dann sei sein Glaube zu schwach. Aber es ist zu beachten: Gott hat nirgends in seinem Wort versprochen, dass er jede Krankheit und jedes Leiden auf dieser Erde beseitigen will. Er kann einen Menschen auch an einer Krankheit oder einem anderen Unglück leiden lassen – und doch geschieht es zu dessen Segen. So hat Gott etwa auch das Gebet des Apostel Paulus nicht in der Weise erhört, wie dieser es sich wünschte. Er hat ihm den „Pfahl im Fleisch“ (vermutlich eine Krankheit) nicht abgenommen, sondern ihm geholfen, ihn zu ertragen (vgl. 2. Kor. 12, 7-9).

Hinzu kommt, dass das Beten und das Lesen der Bibel zusammengehören. Eines geht nicht ohne das andere. Wir können nicht ,,nach dem Willen Jesu“ beten, wenn wir gar nicht wissen, was sein Wille ist. Über das, was unser Herr will, gibt uns sein Wort Auskunft. Er hat es uns in der Bibel offenbart.

4. Für wen und wo sollen wir beten?

Im 1. Timotheusbrief (Kapitel 2 Vers 1f.) lesen wir: ,,So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit.“

Alle Menschen – dazu gehören auch unsere Feinde. Auch für sie sollen wir beten. Jesus ermuntert uns: ,,Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen und bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen“ (Matth. 5, 44).

Zusammenfassend können wir sagen: Die Einzigen, für die wir nicht beten sollen, sind die Verstorbenen. Denn im Hebräerbrief (Kapitel 9 Vers 27) sagt uns Gott: ,,Es ist den Menschen bestimmt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ Mit dem Tod ist das Schicksal der Menschen für immer entschieden. Dann ist alles Beten für sie zwecklos. Wer gläubig stirbt, kommt in den Himmel. Dort hat er unsere Gebete nicht nötig. Und wer nicht im Glauben stirbt, kommt in die ewige Verdammnis. Daran ändern auch Gebete nichts mehr. Das Beten für die Toten hätte nur Sinn, wenn es ein Fegefeuer gäbe. Aber davon weiß die Bibel nichts. Wer lehrt, dass im Fegefeuer Sünden abgebüẞt werden können, der wider- spricht der Heiligen Schrift. Denn in ihr heißt es: Jesus Christus ,,ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt“ (1. Joh. 2, 2).

Wo sollen wir beten? Fest steht, dass der Gottesdienst ein besonders geeigneter Ort für Gebete ist. Denn da sind wir mit allen versammelt, die im Glauben mit uns eins sind. Und wir kommen zusammen, auch um Gott anzubeten.

Gemeinsam sollen wir nur mit denen beten, mit welchen wir im Glauben eins sind. Gebet ohne Einigkeit im Glauben hat keine Verheißung. Jesus sagt: ,,Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“ (Matth. 18, 19).

Wir dürfen an jedem möglichen Ort und zu jeder Zeit beten. Denn wir wissen, dass Gott überall gegenwärtig ist. Die Erfahrung lehrt, dass es gut ist, wenn sich jeder einen be- sonderen, stillen Platz zum Gebet und Bibellesen sucht, an dem er allein sein kann. Selbst der Herr Jesus ging manchmal allein auf einen Berg, um in Ruhe beten zu können.

5. Das Vaterunser – ein Mustergebet

Das Vaterunser fasst in wenigen Worten unsere wichtigsten leiblichen und geistlichen Bedürfnisse zusammen. Der Herr Jesus selbst lehrte seine Jünger, so zu beten.

Das Vaterunser besteht aus drei Teilen:

  • der Einleitung
  • den sieben Bitten und
  • dem Schluss (Lobpreis).

Sehen wir uns einfach an, wie Martin Luther in seinem Kleinen Katechismus die einzelnen Teile dieses Gebetes kurz erklärt und anwendet:

Die Anrede: Vater unser, im Himmel.
Was heißt das? Gott will uns damit locken, dass wir glauben sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder, damit wir getrost und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen, wie die lieben Kinder ihren lieben Vater.

Die erste Bitte: Geheiligt werde dein Name.
Was heißt das? Gottes Name ist zwar an sich selbst heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns heilig werde. Wie geschieht das? Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehrt wird und wir auch heilig als die Kinder Gottes danach leben. Dazu hilf uns, lieber Vater im Himmel! Wer aber anders lehrt und lebt, als das Wort Gottes lehrt, der entheiligt unter uns den Namen Gottes. Davor behüte uns, lieber himmlischer Vater!

Die zweite Bitte: Dein Reich komme.
Was heißt das? Gottes Reich kommt zwar ohne unser Gebet von sich selbst; aber wir bitten in diesem Gebet, dass es auch zu uns komme. Wie geschieht das? Wenn der himmlische Vater uns seinen Heiligen Geist gibt, dass wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade glauben und danach leben hier zeitlich und dort ewiglich.

Die dritte Bitte: Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Was heißt das? Gottes guter, gnädiger Wille geschieht zwar ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns geschehe. Wie geschieht das? Wenn Gott allen bösen Rat und Willen bricht und hindert, die uns den Namen Gottes nicht heiligen und sein Reich nicht kommen lassen wollen, wie es ist des Teufels, der Welt und unsers Fleisches Wille, sondern stärkt und behält uns fest in seinem Wort und Glauben bis an unser Ende. Das ist sein gnädiger und guter Wille.

Die vierte Bitte: Unser tägliches Brot gib uns heute.
Was heißt das? Gott gibt tägliches Brot zwar auch ohne unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er ’s uns erkennen lasse und wir mit Danksagung empfangen unser tägliches Brot. Was heißt denn „tägliches Brot“? Alles, was Not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gutes Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, treue Nachbarn und dergleichen.

Die fünfte Bitte: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Was heißt das? Wir bitten in diesem Gebet, dass der Vater im Himmel nicht ansehen wolle unsere Sünden und um ihretwillen solche Bitten nicht versagen (= nicht abschlagen); denn wir sind nichts von dem wert, was wir bitten, haben ’s auch nicht verdient; sondern er wolle es uns alles aus Gnaden geben, weil wir täglich viel sündigen und nichts als Strafe verdienen. So wollen wir wiederum auch herzlich vergeben und gerne wohl tun denen, die sich an uns versündigen.

Die sechste Bitte: Und führe uns nicht in Versuchung.
Was heißt das? Gott versucht zwar niemand, aber wir bitten in diesem Gebet, dass uns Gott wolle behüten und erhalten, damit uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge noch verführe in Missglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster; und wenn wir damit angefochten würden, dass wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.

Die siebte Bitte: Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Was heißt das? Wir bitten in diesem Gebet zusammenfassend, dass uns der Vater im Himmel vom Bösen und allem Übel an Leib und Seele, Gut und Ehre erlöse und zuletzt, wenn unser Stündlein kommt, ein seliges Ende beschere und mit Gnaden von diesem Jammertal zu sich nehme in den Himmel.

Der Schluss: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Was heißt das? Dass ich soll gewiss sein, solche Bitten sind dem Vater im Himmel angenehm und schon erhört; denn er selbst hat uns geboten, so zu beten und verheißen, dass er uns wolle erhören. Amen, Amen, das heißt: Ja, ja, es soll so geschehen.

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32 = Die Bibel sagt: Es ist Gott ein Gräuel (grauenhaft für ihn).
33 = So sagt es M. Luther im Kleinen Katechismus

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