Das heilige Abendmahl – Lektion 21

N. Schwarz © GemeindebriefDruckerei.de

Jesus setzte das Abendmahl ein – “Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach ‘s und gab ‘s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, danke und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus; dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihr ‘s trinket, zu meinem Gedächtnis.” 1. Kor. 11, 23-25 – In, mit und unter Brot und Wein empfangen wir den Leib und das Blut des Herrn – Das Abendmahl schenkt den Trost der Vergebung.

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 21 – Das heilige Abendmahl

Wenden wir uns nun dem zweiten Sakrament zu, dem heiligen Abendmahl. Zuvor erinnern wir uns noch einmal an die vier Merkmale eines Sakramentes. Ein Sakrament ist eine heilige Handlung, die:

1. von Christus selbst eingesetzt ist;

2. auf einen bestimmten Auftrag Gottes zurückgeht;

3. mit einem sichtbaren Zeichen verbunden ist (bei der Taufe: das Wasser; beim Abendmahl: Brot und Wein);

4. uns Gottes Sündenvergebung schenkt.

Obwohl noch andere heilige Handlungen in der Bibel erwähnt werden, treffen diese vier Merkmale nur auf die heilige Taufe und das heilige Abendmahl zu.

1. Die Einsetzung des Abendmahls

Für das heilige Abendmahl gibt es noch andere Namen: das Nachtmahl, das Sakrament des Altars, die Eucharistie, die Kommunion, der Tisch des Herrn. Diese Bezeichnungen hängen mit der Einsetzung des Abendmahls durch Jesus zusammen. Die Evangelien berichten uns davon (Matth. 26, 17-30; Mk. 14, 12-25; Lk. 22, 7-23).

Die Juden feierten jährlich das Passafest in Erinnerung an die Nacht, in der der Herr die letzte Plage über die Ägypter verhängte. Damals hatte der Engel des Herrn in jedem Haus, dessen Türpfosten nicht mit dem Blut des Passalammes bestrichen waren, den erstgeborenen Sohn getötet.

1500 Jahre lang feierte das jüdische Volk dieses Fest. Wenn es möglich war, geschah dies in Jerusalem. Aus diesem Grund waren auch Jesus und seine Jünger nach Jerusalem gekommen. Einige Tage vorher, am Palmsonntag, ritt Jesus auf einem Esel unter dem Jubel der Festpilger in die Stadt ein. Vier Tage später, am Gründonnerstag, aẞen Jesus und seine Jünger gemeinsam das Passalamm, und am Ende dieses Mahles setzte Jesus das heilige Abendmahl ein. In der gleichen Nacht verriet Judas den Herrn.

Heute werden bei jeder Abendmahlsfeier die Worte der Einsetzung verlesen oder gesungen. Sie lauten:

“Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach ‘s und gab ‘s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. – Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus; dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihr ‘s trinket, zu meinem Gedächtnis” (vgl. 1. Kor. 11, 23-25).

So folgte unmittelbar auf Jesu letztes Passamahl das Abendmahl und leitete den Neuen Bund ein. Jesus hat dieses Mahl für seine Jünger eingesetzt, also für die Christen. Bis heute wird es in allen christlichen Kirchen gefeiert. Aber es bestehen recht unterschiedliche Auffassungen über die Gestalt und den Zweck dieses Mahles.

2. Unterschiedliche Verständnisse des Abendmahls

Wenn wir jetzt die Unterschiede im Verständnis des Abendmahls erläutern, wird uns das helfen, das Sakrament selbst besser zu verstehen.

Es besteht keine Einigkeit darüber, was man bei der Feier überhaupt empfängt. Da gibt es drei verschiedene Auffassungen.

  • Die reformierte Kirche lehrt (ebenso Baptisten, Methodisten usw.), dass man nur Brot und Wein 19 empfängt. Als Argument führt man an: Christi Leib und Blut könnten unmöglich beim Abendmahl gegenwärtig sein, weil Christus doch leiblich in den Himmel gefahren ist. Deshalb könnten Brot und Wein nur Sinnbilder für Christi Leib und Blut sein. Für diese Kirchen ist das Abendmahl kein glaubensstärkendes Sakrament, das Sündenvergebung schenkt, sondern nur ein Erinnerungsmahl zu Ehren Jesu.
  • In der römisch-katholischen Kirche vertritt man das andere Extrem. Sie lehrt, dass beim Abendmahl (sog. Eucharistie) nur Leib und Blut Christi gegenwärtig sein sollen. Das heißt: Wenn der Priester die Elemente (Brot und Wein) weiht, verwandeln sie sich in Leib und Blut Christi. Sie behalten nur äußerlich die Form von Brot und Wein, in Wirklichkeit aber sind sie dann Leib und Blut Christi. In der römisch-katholischen Theologie nennt man das „Trans- substantiation”, das heißt Umwandlung der Substanz.
  • Die lutherische Kirche lehrt, dass der Abendmahlsgast viererlei empfängt: Brot und Wein und gleichzeitig auch Leib und Blut Christi. Martin Luther hat es so formuliert: “In, mit und unter dem Brot und Wein empfangen wir den Leib und das Blut des Herm.” Die Aussagen der Bibel lassen eigentlich keinen Zweifel daran, dass wir im Abendmahl gleichzeitig mit Brot und Wein auch Leib und Blut Christi empfangen.

3. Was sagt die Bibel dazu?

Im Lukasevangelium (Kapitel 22 Vers 19f.) sagt Jesus: ,,Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.” Und gleich im nächsten Vers fügt er hinzu: ,,Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird.” Als Jesus diese Worte sprach, hielt er offenbar das Brot oder den Kelch in der Hand oder zeigte darauf. Er sagt nicht: Dies versinnbildlicht meinen Leib, sondern: Das ist mein Leib.

Im 1. Korintherbrief (Kapitel 10 Vers 16) schreibt Paulus: „Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?” Daraus geht hervor, dass nicht nur Brot und Wein, sondern auch Leib und Blut Christi beim Abendmahl gereicht werden.

Andere Bibelstellen machen deutlich, dass aber auch Brot und Wein gegessen werden. Im 1. Korintherbrief (Kapitel 11 Vers 26f.) lesen wir: „Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt” (zum Gericht kommt). Also essen wir auch Brot und trinken auch Wein. Wir lesen weiter: ,,Wer unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn.” Unser menschlicher Verstand kann kaum begreifen, dass Unwürdigkeit beim Essen (d. h. ein unbußfertiges Herzen) solch eine schlimme Wirkung nach sich ziehen kann. Wer so isst, versündigt sich am Leib und Blut des Herrn. Er wird erneut mitschuldig an seinem Leiden und Sterben. So sagt es die Bibel.

Nun verstehen Sie sicher, warum wir oben gesagt haben, dass der Abendmahlsgast (sog. Kommunikant) vier Dinge gleichzeitig empfängt: Brot und Wein, aber zugleich auch Leib und Blut des Herrn.
Wir essen zwar das Brot und trinken den Wein, aber wir empfangen zu gleicher Zeit auf geheimnisvolle Weise in, mit und unter dem Brot und Wein den Leib und das Blut Christi. Lutherische Theologen haben diese Art zu essen, ein “sakramentales” Essen und Trinken genannt. Aber auch durch eine solche Bezeichnung kann das Geheimnis nicht aufgelöst werden. Wir sollten uns davor hüten, etwas einfach abzulehnen oder umzudeuten, was wir Menschen in der Bibel nicht begreifen können. Denn das liefe darauf hinaus, den allmächtigen Gott nach unserem Maßstab zu beurteilen.

4. Wozu feiern wir das Abendmahl?

Warum hat uns Jesus dieses Sakrament gegeben und befohlen, es immer wieder zu feiern? Das heilige Abendmahl soll uns zum Trost dienen. Wir brauchen keinen einzigen Augen- blick daran zu zweifeln, dass uns unsere Sünden durch den Tod Jesu völlig vergeben sind. Er bürgt dafür mit seinem Sakrament. In den Einsetzungsworten heißt es: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.” Und: „Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.” Beim Empfang des Leibes und Blutes Christi unter dem Brot und Wein habe ich die Zusicherung, dass mir Christi Verdienst zugute kommt. Das sollen wir fest glauben. Wir erinnern uns hier noch einmal an ein Wort Luthers: “Glaubst du ‘s, so hast du ‘s; glaubst du ‘s nicht, so hast du ‘s nicht.

Der Apostel Paulus macht uns im 1. Korintherbrief (Kapitel 10 Vers 17) darüber hinaus noch auf einen weiteren Nutzen des heiligen Abendmahls aufmerksam: ,,Denn ein Brot ist ‘s: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.” Durch das Abendmahl haben wir nicht nur engste Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus, sondern auch Gemeinschaft mit allen Gotteskindern.

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19 = Manche Gemeinden bieten heute sogar Traubensaft anstelle des Weines an, weil sie Alkoholgenuss für Sünde halten.

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