Die christliche Kirche – Lektion 18

Peter Weidemann © Pfarrbriefservice.de

Gott hat nicht zuvor festgelegt, wer verloren geht – Gerettet aus Gnade – Verloren durch eigene Schuld – Pfingsten ist der Geburtstag der christlichen Kirche – Merkmale der christlichen Kirche: christlich, heilig, unsichtbar.

aus:
Was Christen glauben – Grundkurs des christlichen Glaubens

Herausgegeben von der Evangelisch – Lutherischen Freikirche (ELFK)

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Lektion 18 – Die christliche Kirche

In der vorhergehenden Lektion war die Rede vom Heiligen Geist. Er lässt den Glauben in uns entstehen und erhält ihn auch durch das Evangelium. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir täglich Gottes Wort lesen. Der Heilige Geist wirkt ja durch das Wort. Er möchte unseren Glauben dadurch stärken und erhalten.

1. Warum gehören nicht alle zur Kirche?

Mancher wird nun fragen: Warum glauben nicht alle an Jesus Christus, denen das Evangelium verkündet wird? Diese Frage können wir nur teilweise beantworten. Das Eine steht fest: “Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen” (1. Tim. 2, 4). Und beim Propheten Hesekiel (Kapitel 33 Vers 11) bekräftigt Gott das sogar mit seinem Eid: ,,So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.” Also:

Es liegt nicht an Gott, wenn am Ende Menschen verloren gehen. Er hat nicht vorher festgelegt, dass bestimmte Menschen verdammt werden.

Stephanus, der erste christliche Märtyrer, sagte zu den Juden, die ihn steinigten: ,,Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr” (Apg. 7, 51). Und Jesus selbst sprach zu den Einwohnern Jerusalems: ,,Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt werden, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt” (Lk. 13, 34).

Was wir in dieser Sache sagen können, ist nur Folgendes:

  • Wenn ein Mensch die evangelische Botschaft annimmt und selig wird, dann geschieht das lediglich aufgrund der Gnade Gottes und durch das Wirken des Heiligen Geistes.
  • Wenn ein Mensch andererseits verloren geht, geschieht das, weil er die freundliche Einladung Jesu zum Glauben nicht annimmt. Wenn er das großartige Angebot des Heilandes ausschlägt, ist er selbst Schuld an seiner Verdammnis.

Gott sagt durch Hosea (Kapitel 13 Vers 9): ,,Israel, du bringst dich ins Unglück; denn dein Heil steht allein bei mir.” Unsere beschränkte und durch die Sünde verwirrte Vernunft findet das vielleicht unlogisch und stößt sich daran, aber so steht es in der Bibel.

2. Seit wann gibt es die christliche Kirche?

Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind die drei großen Feste der christlichen Kirche. Dabei nehmen viele Pfingsten nicht so wichtig. Es wird am 50. Tag nach Ostern gefeiert. An diesem Tag erfüllte sich die Verheißung Jesu. Da schickte er seinen Jüngern den Heiligen Geist oder Tröster, um sie zu stärken. Er sollte ihnen helfen bei ihrer überwältigend großen Aufgabe, aus allen Völkern der Erde Jünger (Anhänger) für Jesus zu sammeln. Was damals geschah, wird im 2. Kapitel der Apostelgeschichte berichtet: „Als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er (der Heilige Geist) setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.”

An diesem Tag brachte der Heilige Geist in Jerusalem 3000 Menschen zum Glauben an Jesus. Sie hörten die gewaltige Predigt des Petrus und der Apostel, in der ihnen der ganze Plan Gottes aufgedeckt wurde. Deshalb bezeichnet man Pfingsten auch als den Geburtstag der christlichen Kirche. 14

  • Die junge Kirche wuchs schnell. Nach dem Märtyrertod des Stephanus setzte eine Christenverfolgung ein. Die Christen flohen in die Provinzen Judäa und Samaria. Dadurch konnte der christliche Glaube auch dort Fuß fassen. Gott zeigte den Aposteln durch besondere Zeichen, dass das Evangelium nicht nur für die Juden bestimmt sein sollte, sondern auch den Nichtjuden galt (Apg. 10+11).
  • Der nach der Himmelfahrt erhöhte Christus erschien dann auch dem Saulus, der sich die Verfolgung der Christen zur Aufgabe gemacht hatte, und bekehrte ihn. Von da an hieß er Paulus. Der Herr benutzte ihn als Werkzeug, um seinen Namen unter den Heidenvölker bekannt zu machen. In einer zweiten Verfolgungswelle erlitt der Apostel Jakobus in Jerusalem den Märtyrertod. Petrus kam ins Gefängnis, wurde aber durch ein Wunder befreit. Zusammen mit den anderen Aposteln predigte er das Heil durch Jesus unter seinem jüdischen Volk.
  • Die Apostelgeschichte berichtet uns von drei Missionsreisen, die Paulus und seine Mitarbeiter unternahmen. Durch die Verkündigung des Evangeliums entstanden Christengemeinden in vielen Städten des Römischen Reiches. Schließlich gelangte Paulus als Gefangener sogar nach Rom. Er nutzte dort die Gelegenheit, das Evangelium zu verkünden und starb dann den Märtyrertod. Nur einer von den Aposteln scheint eines natürlichen Todes gestorben zu sein: Johannes, der um das Jahr 90 das letzte Buch der Bibel (die Offenbarung) verfasste.

Im dritten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses heißt es von der christlichen Kirche:

„Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen.”

Die christliche Kirche ist also die Gesamtheit der Heiligen, das heißt aller, die an Jesus Christus glauben und deshalb in Gottes Augen heilig sind. Im dritten Artikel geht es demnach nicht um irgendein Kirchgebäude oder um irgendeine Konfessionskirche (römisch-katholische, lutherische Kirche, Baptisten usw.). Die Kirche ist die Gemeinschaft aller Menschen, die an Jesus glauben. Zu ihr gehören alle, die zu allen Zeiten und an allen Orten durch das Wirken des Heiligen Geistes an Jesus als an ihren Erlöser glauben und sich an ihn halten.

3. Welche Merkmale hat die christliche Kirche?

a. Sie ist christlich.
Das heißt: Ihr Name zeigt, dass ihr einziges Fundament Jesus Christus ist. Auf ihn ist sie erbaut. Im 1. Korintherbrief (Kapitel 3 Vers 11) lesen wir: „Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.” Und Jesus sagt zu Petrus: ,,Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen” (Matth. 16, 18). Vorher hatte Jesus die Frage an seine Jünger gestellt: „Wer sagt ihr, dass des Menschen Sohn sei?” Petrus antwortete für alle: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.” Da sagte Jesus: “Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.” Auch wir glauben, was uns Gott in seinem Wort offenbart: Christus ist unser Heiland. Durch diesen Glauben sind wir selig. “Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.” Damit verspricht der Herr, dass es die Gemeinschaft seiner Heiligen zu allen Zeit geben wird, ganz gleich, wie sie angefeindet werden.

b. Sie ist heilig:
Die Kirche ist heilig, denn sie besteht aus Menschen, die durch den Glauben an Christus “Heilige” sind. Sie gehören dem heiligen Gott und dienen ihm mit einem Leben, das Gott gefällt. Im Epheserbrief lesen wir (Kapitel 5 Verse 25-27): ” … wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, damit er sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei.” Diese christliche Kirche ist auch die einzige wahre Kirche, denn nur durch den Glauben an Jesus Christus kommt man in den Himmel. Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich” (Joh. 14, 6).

c. Sie ist nicht sichtbar:
Die wahre christliche Kirche gibt es überall dort, wo das Evangelium in Gebrauch ist. Denn nur durch das Evangelium werden Sünder bekehrt. Dem Propheten Jesaja (Kapiel 55 Vers 11) sagt Gott: ,,So soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.” Auf dieser Erde gibt es viele sichtbare Kirchen. Ihre Mitglieder gehören zu den verschiedensten Gemeinschaften, von denen sich nicht einmal alle zu Recht “christlich” nennen. Eine wirklich christliche Kirche ist nur diejenige, die dem Auftrag Christi Folge leistet (Mt 28, 20): ,,Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.” Mit Blick auf andere Kirchen, die sich zwar christlich nennen, aber falsche Lehren führen und dulden, sagt Jesus selber: „Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind” (Matth. 15, 9).

4. Wahre und falsche Kirchen

Wir haben eben festgestellt: Christen gibt es überall dort, wo das Evangelium verkündet wird. Das gilt sogar von solchen Kirchen, in denen daneben falsche Lehre geduldet wird. Dadurch soll falsche Lehre keineswegs verharmlost oder entschuldigt werden. Lehren, die Jesu Wort widersprechen, sind wie Gift. Der menschliche Körper verträgt wohl eine gewisse Menge davon, ehe es tödlich wirkt. Aber es ist durchaus nicht ratsam, Gift in größeren Mengen zu sich zu nehmen.

Andere Kirchen oder auch einzelne Gemeinden, in denen etwa die Dreieinigkeit Gottes geleugnet wird und man bestreitet, dass Christus zugleich Gott und Mensch war und ist, sind letztlich gar nicht christlich.

\nIn unserem Land finden wir Sonntag für Sonntag tausende Menschen in Gottesdiensten. Das heißt aber nicht, dass diese alle wahre Christen sind. Jesus sagt: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel!” (Matth. 7, 21). Unter Christen gibt es immer wieder Heuchler. Sie tun so, als wären sie Christen, sind es aber gar nicht. Die eigentliche Kirche Christi ist nicht sichtbar. Nur der Herr selbst kennt die Herzen und weiß, wer wirklich an ihn glaubt. Deshalb ist die eigentliche Kirche viel kleiner als die sichtbare Schar derer, die sich Christen nennen. Zu den echten Christen gehören nur die, die ihr Vertrauen im Leben und Sterben auf Christus setzen. Hier gilt: ,,Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an” (1. Sam. 16, 7).

5. Muss man Mitglied einer Gemeinde sein?

Eines muss erst einmal klar festgehalten werden: Die Mitgliedschaft in einer christlichen Gemeinde ist nicht die Garantie für die Seligkeit!

Manche ziehen nun aber daraus einen falschen Schluss. Sie sagen: Also ist es nicht weiter wichtig. Glied einer Gemeinde zu sein und rege am Gemeindeleben teilzunehmen.

Darauf müssen wir antworten: Nein, Gott will, dass wir uns einer christlichen Gemeinde anschließen. Genauer gesagt, nicht irgendeiner, sondern einer, in der sein Wort rein und klar gepredigt und die Sakramente nach der Einsetzung durch Christus gereicht werden. Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen” (Joh. 8, 31f.). Das gilt bis heute.

An anderen Stellen warnt der Heiland vor falschen Lehrer: ,,Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe” (Matth. 7, 15). Was von einzelnen falschen Lehrern gilt, muss auch von Gemeinden gesagt werden, die falsche Lehren dulden: ,,Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, dass ihr euch in Acht nehmt vor denen, die Zwietracht und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet” (Röm. 16, 17).

6. Was ist für mich am wichtigsten?

Am Schluss müssen wir noch auf eine Frage zu sprechen kommen: Was ist für mich das Wertvollste in meinem Leben? Ist das mein Beruf, meine Familie, mein Ansehen vor Menschen? Wenn ich an Jesus Christus glaube, werde ich bekennen: Das Wichtigste in meinem Leben ist der Glaube an Jesus Christus als meinen Heiland, den mir Gott durch den Heiligen Geist geschenkt hat. Er bestimmt mein ganzes Leben.

Unser Herr möchte, dass wir diesen Glauben nicht allein leben, sondern in der Gemeinschaft von Christen. Dort wird unser Glaube genährt, erhalten und vor Irrtümern bewahrt. Es ist also unsere Pflicht, eine christliche Gemeinde zu suchen, in der das Wort Gottes treu verkündigt wird. Bei ihr sollen wir uns regelmäßig einfinden und zum Bestehen dieser Gemeinde gern beitragen. Paulus erklärt im Röm. (Kapitel 12 Verse 4-6): “Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des anderen Glied und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.”

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14 = Das kann man so sagen, auch wenn Gott schon nach dem Sündenfall damit begann, Menschen zu sammeln, die an den kommenden Heiland glaubten.

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